Familienurlaub Bispinger Heide

Center Parcs, Schumacher Kartcenter, Adventure District (23.-27.10.2023)


Im Laufe des vergangenen Jahres entstand bei meinen Eltern die Idee, nochmal einen richtigen Familienurlaub wie früher zu machen. Also die beiden zusammen mit meinem Bruder und mir. Und mit der Freundin meines Bruders, die sollte nicht ausgeschlossen werden. Das Ziel stand auch schnell fest, wie zuletzt 2007 sollte es ein drittes Mal in den 1995 gegründeten Center Parcs Bispinger Heide gehen - vorwiegend weil auch ein Besuch im Miniatur Wunderland geplant war. Nur die Terminfindung stellte sich als schwierig heraus, da die Freundin meines Bruders als frischgebackene Lehrerin logischerweise auf die Ferien beschränkt war. Dass ich mit Dubai und Korea/Japan schon zwei größere Reisen (von denen meine Eltern da noch nichts wussten) in diesem Jahr geplant hatte, machte die Sache nicht einfacher. So torpedierte ich den ersten Wunschtermin zum Ende der Sommerferien mit meinem bereits geplanten Urlaub direkt im Anschluss - dass ich zusätzlich zu den vier Wochen noch eine weitere Woche im Voraus bekommen würde, schien mir doch sehr unwahrscheinlich. Über Pfingsten als Alternative war der Urlaubsplan auch schon übervoll. Einzig Ende Oktober fand sich noch eine kleine Lücke in den Herbstferien, die schließlich genutzt wurde - passend zu den Geburtstagen meines Vaters und mir.



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Am Morgen des 23. Oktobers ging es also mit Kind und Kegel gen Norden. Gut, dass ich noch keine Freundin habe, wäre sonst eng geworden.  


Nahe Wuppertal legten wir auf nicht ganz halber Strecke eine Frühstückspause ein und für den Rest des Weges übernahm mein Bruder das Steuer - sehr zu meiner Erleichterung, mein Vater fuhr mir immer deutlich zu nah auf, ehe er endlich zum Überholen ausscherte. Bispingen erreichten wir dann nach gut 5 Stunden Fahrt am frühen Nachmittag, wir waren ziemlich gut durchgekommen. Die Formalitäten werden inzwischen aus dem Auto heraus am Rande des Parkplatzes erledigt, ein Gang zur Rezeption ist nicht mehr erforderlich. Unseren Bungalow beziehen konnten wir jedoch erst ab 16 Uhr, sodass wir uns nach dem Parken zunächst einmal mit den Begebenheiten vor Ort vertraut machten.



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Wir schauten uns schonmal die Lage des ausgesuchten Bungalows an und begutachteten die seit 2009 auf dem Parksee festgemachten Hausboote.


Um die Zeit bis zum Einzug zu überbrücken, hatte ich vorgeschlagen, eine Runde Minigolf zu spielen. Angesichts des aufgerufenen Preises schauten wir uns die Outdoor-Anlage aber erstmal an, woraufhin wir doch lieber verzichteten. Abgesehen davon, dass die mit Rasenteppich bezogenen Bahnen nicht sonderlich spannend aussahen, waren sie der Jahreszeit geschuldet auch unvermeidlich mit Laub verschmutzt.



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Stattdessen gönnten wir uns im Market Dome einen kleinen Snack - wie gefühlt alle frisch angereisten, weshalb es etwas länger dauerte.



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Kurz nach 16 Uhr wurde dann der Bungalow mit der Nummer 403 bezogen.



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Ein 6er-Bungalow in der VIP-Ausführung mit zweitem Bad und WC.



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Das Hauptbad trumpfte derweil mit Whirlpool-Badewanne und Infrarot-Sauna auf.



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Direkt gegenüber lag das Elternschlafzimmer.



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Ein schmaler Gang führte zum zweiten großen Schlafzimmer, welches mein Bruder mit seiner Freundin in Beschlag nahm.



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Ich begnügte mich mit dem kleinsten Zimmer, die beiden recht schmalen Einzelbetten schob ich aber zusammen.


Der Park in Bispingen wurde von 2020 bis 2022 abschnittsweise komplett renoviert. Sämtliche Bungalows wurden dabei neu gestaltet, der Kinderbauernhof und diverse andere Aktivitäten wurden um- und ausgebaut, im Market Dome wurden ein neuer Shop und die Gametown eingerichtet, sowie der Zugangs- und Umkleidebereich des Aqua Mundos erneuert. Ehrlicherweise wäre mir das ohne entsprechende Meldungen nicht wirklich aufgefallen, letztlich sah das meiste halt aus, wie so ein Center Parcs eben aussieht. Auch der Unterschied zu den Bildern von vor 16 Jahren war eher marginal. Unser Safe war offensichtlich nicht Teil der Renovierung, so abgegriffen wie er aussah (und dieses Modell war in der nur noch per QR-Code aufrufbaren Anleitungs-Sammlung auch gar nicht aufgeführt). Funktionieren tat er auch erst nach einem Batterietausch durch den Techniker, ebenso wie eine Flamme des Gaskochfelds nicht anbleiben wollte. Dass im Bereich der Sportsbar diverse Eimer und Lappen das durch die Decke dringende Regenwasser auffangen sollten, machte jetzt auch nicht den Eindruck, als wäre das Flachdach des Market Domes gerade erst renoviert worden. Auffälligste Neuerung war das RFID-Armband, welches jeder Gast bekommt. Abgesehen vom etwas helleren Grünton und der fehlenden Maus hätte das auch mein Magic Band aus der Walt Disney World sein können. Überraschenderweise hat Center Parcs dafür noch keinen schnittigen Marketing-Namen gefunden, man nennt es schlichtweg "Digitales Armband". Die Hauptfunktionen sind das Aufschließen des Bungalows, Eintrittskarte zum subtropischen Schwimmbad Aqua Mundo, sowie das Öffnen und Schließen der dortigen Schließfächer. Außerdem kann man sie zur Bezahlung im Park nutzen, sofern man Geld darauf gebucht hat. Oder wie in unserem Fall sogenannte BonusChecks. Die haben jeweils einen Wert von 5€ und wenn man eine gewisse Anzahl davon bucht, bekommt man nochmal ein paar zusätzliche geschenkt. Man muss dann beim Bezahlen nur darauf achten, dass keine Restbeträge ausgezahlt werden. Wenn man also einen Preis von 11€ hat, löst man zwei BonusChecks ein und zahlt den verbliebenen Euro anderweitig. Würde man einen dritten BonusCheck einlösen, hätte man 4€ vergeudet. Obendrein hatten wir auch noch zwei Aktivitätengutscheine gebucht, die wir für den traditionellen Bowlingabend einlösten.



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Nachdem wir uns soweit eingerichtet hatten, ging es nochmals zurück zum Market Dome, um den Anreisetag im Aqua Mundo ausklingen zu lassen.


Wie gesagt werden die Schließfächer mithilfe des Armbands verschlossen. Das funktionierte auch soweit gut, hat allerdings den Nachteil, dass man sich die Fachnummer natürlich selbst merken muss. Es konnte sich auch jeder ein eigenes Schließfach nehmen, selbst ein Wechsel des Fachs war ohne Probleme möglich. Einzig ob man mit einem Band auch zwei Fächer gleichzeitig belegen kann, habe ich nicht probiert.



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Ich persönlich bin mit dem Aqua Mundo in Bispingen irgendwie nie wirklich warm geworden.



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Im Zentrum liegt natürlich das Wellenbecken, die Wellen sind aber eher überschaubar. Davon zweigt ein Kanal ab,



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der durch eine kleine Grotte zu einer Lagunen-Sackgasse führt.


Die Grotte trägt eine ziemlich steile Breitrutsche, deren Landebecken ebenfalls mit dem Wellenbecken verbunden ist. Der Aufprall im Wasser ist nicht unbedingt angenehm, aber es handelt sich nunmal mit Abstand um die aufregendste Rutsche des Bads. Dieser Teil des Aqua Mundos ist sehr schön angelegt, der Kanal hätte aber gerne als Strömungskanal umgesetzt werden können, zum Schwimmen ist er teilweise nämlich doch etwas eng - vor allem, wenn man nicht alleine ist. Die beiden Bodyslides von White Water auf der anderen Seite des Wellenbeckens sind mit 35 und 84 Metern eher kurz geraten, bieten aber dennoch ein paar nette Kurvenkombinationen.



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Lahm ist dagegen die im kleinen Außenbecken startende Wildwasserbahn. Andere Parks der Kette haben deutlich mitreißendere Ausführungen zu bieten.



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Ich erinnere mich an eine Anlage, da kam man aufgrund der starken Strömung kaum aus dem Landebecken heraus.


Immerhin gab es im Zuge der Renovierung mit dem Aqua Racer auch eine neue Reifenrutsche aus dem Hause Aquarena. Allerdings hat man dabei auf die klassische Gestaltung mit Natursteinfliesen verzichtet, der neue Blechturm gleich neben dem Landebecken der Bodyslides kommt recht nackt und kühl daher. Auch die 112 Meter lange Röhre hätte es meiner Erfahrung nach durchaus in Gut gegeben. Kreisel, Wende, lange Gerade und Schwenk in den Auslauf. Gefühlt hat selbst die kurze Bodyslide mehr Abwechslung zu bieten. Darüber können auch die verschiedenen Lichteffekte nicht hinwegtäuschen. Wobei ich es beim zweiten Mal irgendwie geschafft habe, mit dem Einzelreifen seitwärts zu rutschen, das war dann schon wieder ganz ok. Ansonsten hilft nur, den Reifen ordentlich in Drehung zu versetzen - sofern man nicht zu zweit in den ebenfalls vorhandenen Doppelreifen unterwegs ist.



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Das eigentliche Highlight im bispinger Aqua Mundo - zumindest für jüngere Besucher - ist das in einem Anbau befindliche Drachenfels Kinderland.


Dessen Zugang ist - trotz großem Schild - so gut versteckt, dass wir es beim Erstbesuch (als es für mich und meinen Bruder perfekt gewesen wäre) leider erst am Abreisetag entdeckt hatten. Diesmal waren mein Bruder und ich natürlich schon deutlich zu alt - und vor allem zu groß - für diesen wirklich tollen Bereich. Ansonsten bleibt noch zu erwähnen, dass ich die Temperaturen deutlich höher in Erinnerung hatte. Für ein subtropisches Schwimmbad fand ich es teils arg kühl - sowohl im Wasser als auch außerhalb. Aber dafür gibt es ja eine Grotte mit Liegen unter Wärmelampen - sofern denn mal eine frei ist, leider gibt es immer wieder Gäste, die sich dort für ihren ganzen Aufenthalt einnisten.



Nach der ausgiebigen Planscherei aßen wir noch im Bispinger Brauhaus innerhalb des Market Domes zu Abend, dann ging es ins Bett. Denn am Dienstag stand ein Abstecher nach Hamburg auf dem Plan. Den werde ich allerdings in einem eigenen Bericht verarbeiten. Erwähnt sei schonmal, dass der Tag länger wurde als gedacht, weshalb die Restaurants im Market Dome bei unserer Rückkehr bereits allesamt geschlossen waren. Die Reste vom Frühstück und ein paar mitgebrachte Snacks mussten daher als Abendessen reichen. Am Mittwoch wurde dann erstmal ordentlich ausgeschlafen. Vorteil des VIP-Bungalows: Die Brötchen fürs Frühstück sind schon im Preis enthalten und werden jeden Morgen frisch an die Tür gehängt. Wobei allerdings weder die Menge noch die Sorte im Voraus gewählt werden können, man bekommt einfach eine Auswahl entsprechend der Belegung des Bungalows. In unserem Fall 12 (am ersten Morgen nur 10) Brötchen und 2 Croissants.



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Gegen Mittag starteten wir bei überraschend strahlendem Sonnenschein den Tag mit einem Spaziergang um den See.



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Dabei konnten wir auch nochmal einen etwas näheren Blick auf die Hausboote werfen.



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Bei trockenem Wetter wäre es von unserer Terrasse über die Wiese nur ein Katzensprung zum Strand gewesen. Aber Schwimmen ist dort eh verboten.



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Am Trampelpfad gen Market Dome findet sich ein Mehrfamilien-Vogelhäuschen.  



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Wir schauten noch beim Kinderbauernhof vorbei, gönnten uns ein Eis bzw. ein Stück Kuchen, dann ging es zurück zum Bungalow.


Allerdings nur kurz, um die Badesachen zu holen. Den Nachmittag verbrachten wir nochmals im Aqua Mundo, wobei wir uns nach einer Weile im Wellenbecken über die fehlenden Wellen wunderten. Womöglich wird die Wellenmaschine erst ab einer bestimmten Uhrzeit angeschmissen. Nach ein paar Stunden im Wasser machten wir uns kurz frisch, ehe es zum Pizzaessen ins Restaurant Il Giardino ging. Für den Abend hatten wir traditionsgemäß ab 21 Uhr für zwei Stunden eine der Bowlingbahnen gemietet.



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Die wurden im Rahmen der Renovierung auch modernisiert und mit einem neuen Design versehen.


Jede Bahn besitzt einen Touchscreen, über den unter anderem die Eingabe der Spielernamen erfolgt. Da wäre auch ein Scanner für das Digitale Armband verbaut, der schien aber nicht wirklich zu funktionieren. Jedenfalls war unsere Bahn schon freigeschaltet und wir konnten direkt zur Namenseingabe fortschreiten und losbowlen. Der Versuch, die Bahn nach Ablauf der ersten Stunde für die zweite Runde mit dem Armband freizuschalten, scheiterte. Das wurde nach einigen Minuten zentral erledigt - augenscheinlich für alle Bahnen, denn obwohl nur noch drei der zehn Bahnen belegt waren, forderten alle Bildschirme zur Namenseingabe auf. Ich wage daher zu behaupten, dass man womöglich auch ohne vorherige Reservierung (und entsprechende Bezahlung) einfach eine der freien Bahnen hätte in Beschlag nehmen können. Den Mitarbeitern der Sportsbar wäre es vermutlich egal gewesen, die waren eh unterbesetzt und haben mit der Bowlingbahn eigentlich nix zu tun - außer der offensichtlich anders geplanten Freigabe. Aber das nur am Rande. Meine letzte Bowling-Partie war schon etwas länger her, umso überraschter war ich ob des erfolgreichen Starts. Gleich die ersten drei Runden räumte ich komplett ab, einmal mit einem Spare, zweimal mit einem Strike. Aber danach verließ mich das Glück ein wenig. Trotzdem reichte es im ersten Durchgang noch zum zweiten Platz nach meinem Bruder, wenn ich mich recht entsinne. In der zweiten Stunde war dann wie üblich die Luft raus, im letzten Durchgang rutschte ich nach und nach auf Platz drei ab. Aber Spaß hatten wir, so wie früher.



Am Donnerstag war erneut ein Ausflug geplant, nämlich in den quasi benachbarten Heide Park. Auch hierzu wird es natürlich einen eigenen Bericht geben. Nach der wetterbedingt etwas vorzeitigen Rückkehr folgte auch schon das letzte Abendmahl im Market Dome. Erneut suchten wir das Brauhaus auf. Pünktlich zur Prime Time um 20 Uhr startete dort das bisher von uns verpasste Animationsprogramm. In diesem Fall die Family Quiz Night, die ich mir als Mitglied des Deutschen Quizvereins natürlich nicht entgehen lassen konnte. Allerdings spielten wir unter erschwerten Bedingungen. Einerseits waren wir ja gerade am Essen, andererseits war der Blick auf die Leinwand mit den Fragen durch einen dicken Baumstumpf teilweise versperrt. Zwar konnten wir die meisten Fragen im Team richtig beantworten, aber das Quizformat lief auch über die Zeit - je schneller man die Antwort einloggte, desto mehr Punkte gab es. Wegen der erschwerten Sicht dauerte es aber etwas länger, bis wir überhaupt alle Antwortmöglichkeiten erfasst hatten, sodass es am Ende nur für einen Platz im Mittelfeld reichte - und die nicht immer ganz so leicht zu verstehenden Minispiele zwischendurch halfen auch nicht unbedingt.



Freitags war dann leider schon wieder Koffer packen angesagt, der Familienurlaub näherte sich dem Ende. Bis 10 Uhr sollte der Bungalow geräumt sein, dazu gehörte auch das Abziehen und im Flur deponieren der Bettwäsche. Unsere Nachbarn hatten die entsprechenden Zettelchen in den Handtuch-Paketen wohl nicht gelesen und uns gefragt. Auf dem Weg zum Auto sahen wir allerdings, dass deren Wäsche noch auf den Betten lag. Da es schon nach 10 war, vermuteten wir, dass sie die Tür schon geschlossen hatten und mit dem Band tatsächlich nicht mehr öffnen konnten. Wenn man beim Auszug also doch etwas länger braucht, sollte man darauf achten, die Haustür nicht zu früh zu schließen, sonst kommt man womöglich nicht mehr rein. Nachdem wir das vollgepackte Auto wieder auf dem Parkplatz abgestellt hatten, verbrachten wir abermals ein paar Stunden im Aqua Mundo. Wobei ich nur einmal kurz in den Whirlpool hüpfte und mich dann trocknen ließ. Auf nasse Badesachen im Rucksack für den Rest des Tages hatte ich nämlich keine Lust. Mein nach dem Tag im Heide Park etwas verschnupfter Bruder übrigens auch nicht, der blieb mit seiner Freundin direkt ganz draußen und verdaddelte die Zeit an den Spielautomaten des Gametown. Am frühen Nachmittag hieß es dann Abschied nehmen vom Center Parcs. Nach Hause fuhren wir aber noch nicht.


Im namensgebenden Bispingen, direkt an der Autobahnabfahrt der Gemeinde, wurde 1996 der Grundstein für eine touristische Vergnügungsmeile gelegt. Wobei es ganze 10 Jahre dauerte, bis die damals auf freiem Feld eröffnete Kartbahn mit dem Snow Dome einen neuen Nachbarn bekam. Die 2006 eröffnete Skihalle geriet zwischenzeitlich zwar in Schieflage und musste Anfang 2013 schließen, konnte nach einer umfangreichen Erneuerung der Technik und damit deutlich niedrigeren Betriebskosten rund sieben Monate später aber wieder eröffnet werden. Direkt daneben war bereits 2011 ein Blockhütten-Resort eröffnet worden. Einen richtigen Boom erlebte die Vergnügungsmeile tatsächlich erst in den letzten Jahren. 2018 eröffnete ein Abenteuerlabyrinth, 2019 eine Trampolinhalle und 2020 wurde das Angebot um BattleKarts erweitert. Ebenfalls 2020 wurden unter dem Snow Dome die größte Modellbahn-Anlage der Nenngröße II (bzw. G) im Maßstab 1:22,5 als Modellbauwelten Bispingen, sowie ein Automuseum für die Besucher freigegeben. Unser Hauptziel war der im September 2022 eröffnete Adventure District. Aber zuvor legten wir auch einen Stopp bei der Kartbahn ein.



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2007 hatten wir uns die Bahn (Snow Dome im Hintergrund) vom benachbarten McDonald's aus nur angesehen, diesmal wollte ich auch eine Runde drehen.


Gründer der Anlage war niemand geringeres als Schumi... sein Bruder, also Ralf Schumacher. Zusammen mit dem Ortsansässigen Unternehmer Jörg Schlüssler gestaltete der damalige F1-Pilot eine rund 1.000 Meter lange Outdoor-Kartbahn, deren Layout über die Jahre mehrfach angepasst wurde und heute deutlich verschlungener ist als bei der Einweihung. 2001 folgte der Bau einer 6.000 Quadratmeter großen Halle mit 600 Meter langer Indoor-Kartbahn, Restaurant und Business-Center, seit 2006 gibt es darin auch eine Bowling-Anlage. Beim Michael Schumacher Kart & Event-Center in Kerpen ging man übrigens genau andersrum vor. Dort eröffnete 1997 zuerst die Indoor-Bahn, ehe 2002 die Outdoor-Anlage folgte - die mit 710 Metern allerdings deutlich kürzer ist als jene in Bispingen. Wenigstens etwas, wo Ralle seinen Bruder mal übertrumpfen konnte.  



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Die Indoor-Bahn war erwartungsgemäß schon bis zum Abend ausgebucht. Aber das wäre ja eh langweilig gewesen.  


Nach dem Anlegen eines Kundenprofils an einem der Rechner im Foyer konnten mein Bruder und ich uns direkt für den nächsten Lauf auf der Outdoor-Bahn anmelden. An der Kasse händigte man uns die Sturmhauben aus, dann ging es zum Briefing - ein Video, welches in einem Vorraum in Dauerschleife laufend die Regeln und Verhaltensweisen erklärt und von den fahrwilligen Piloten einmal durchgeschaut werden soll, ehe sie sich zu den Karts begeben. Im anschließenden Gang kann man sich noch einen passendem Helm aussuchen, und dann konnten wir auch schon in die zugewiesenen Karts hüpfen - deutlich vor der eigentlich angegebenen Startzeit. Es hätte übrigens auch die Möglichkeit bestanden, sich einen Regenoverall überzuziehen. Da es bei unserer Ankunft zwar nass war, aber nicht regnete, hatten wir diese Option allerdings gar nicht erst in Betracht gezogen...


Meine Karterfahrung beschränkte sich bis dahin auf die nicht mehr existente Bahn in Bitburg (im Sommer eine kombinierte Indoor-Outdoor-Strecke, ich war vorwiegend die reine Indoor-Variante im Winter gefahren), sowie die gedrosselten Bahnen in einigen Freizeitparks. Insbesondere bei jenen im Schwaben Park hatte ich einst bei noch leicht feuchter Strecke verdammt viel Spaß gehabt, sodass ich mich sehr darauf freute, dies nun unter verschärften Bedingungen mit einem richtigen Kart wiederholen zu können. Jedenfalls bis zur ersten richtigen Kurve. Nur vom Gas gehen reichte nicht aus, das Kart schob auf der nassen Piste einfach geradeaus. Erst nach einer deutlichen Bremsung zeigte das Einschlagen der Vorderräder Wirkung und ich befürchtete, im Schneckentempo um den Kurs kriechen zu müssen, um nicht in der Bande zu landen. Nach dem anschließenden Tritt aufs Gaspedal merkte ich aber, dass das Tempo an sich eher nebensächlich war. Vielmehr galt es, das Kart mithilfe des Gaspedals zu drehen. Also leicht anbremsen und dann wieder aufs Gas, sodass die Hinterachse überholen möchte und damit das Kart um die Kurve schiebt. Aber schön gefühlvoll, mit einem zu kräftigen Tritt auf die Bremse oder einem zu schweren Gasfuß wurde man schneller zum Geisterfahrer, als man gucken konnte. Also die anderen, nicht ich. Mein Popometer funktionierte ganz gut, ich hatte nur 2-3 größere Ausbrüche, die ich aber deutlich vor dem Erreichen der 90° zur Fahrtrichtung abfangen konnte. Was gemäß alter Rennfahrer-Weisheit nur bedeuten kann, dass ich nicht am Limit war. Denn wer alles unter Kontrolle hat, fährt schlichtweg zu langsam. Ganz davon abgesehen, dass ich mit Sicherheit keine sonderlich konstanten Zeiten gefahren bin. Aber da kommen wir gleich noch zu.



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So am (gefühlten) Rande des Kontrollverlusts um die Kurven zu driften brachte jedenfalls tatsächlich den erhofften Fahrspaß.  



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Soweit ich mich erinnere, war ich als vierter aus der Box gestartet. Zwei der Vorausfahrenden hatte ich passiert, als sie nach einem Dreher in der Bande steckten.


Der dritte im Bunde konnte nach einem Dreher direkt vor mir weiterfahren. In Bitburg hatte ich ehrlicherweise eher aufpassen müssen, nicht einem schnelleren Fahrer vor die Nase zu ziehen. Hier war ich jedoch eindeutig der schnellere. Mehrfach versuchte ich, mich neben meinen Vordermann zu setzen, aber da der offensichtlich unerfahren und nur nach vorne orientiert war, steckte ich doch lieber zurück, ehe es zu einem Zusammenstoß kommen würde. Mit einem neuerlichen Dreher erledigte sich das Problem nach gut einer Runde dann eh von selbst und ich hatte wieder freie Bahn.



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In Bitburg hatte - soweit ich mich erinnere - mein Bruder meist die besseren Zeiten hingelegt. Hier konnte er mich überraschenderweise nicht einholen.


Gut, er war wie erwähnt leicht angeschlagen, ich war aber ebenfalls mit Handicap unterwegs. Nachdem ich mir zunächst einen normalen Helm übergezogen hatte (dessen Visier beim Aufsetzen sofort beschlug), war ich glücklicherweise wegen meiner Brille noch auf ein anderes Modell ohne Kinnbügel umgestiegen. Das daher bis übers Kinn reichende Visier fing nach einiger Zeit auf der Strecke ebenfalls an zu beschlagen. Meine Sicht wurde schlechter und schlechter, nach einigen Runden musste ich von unten in den Helm hineingreifen und mir den Nebel aus dem Blickfeld wischen, um weiterhin die Streckenführung sehen zu können. Das hielt freilich nicht allzu lange, sodass ich teilweise zweimal pro Runde den Scheibenwischer machte. Und irgendwann wunderte ich mich obendrein, warum sich meine Beine so feucht anfühlten. Bis ich kapierte, dass logischerweise das von den Vorderrädern aufgewirbelte Wasser meine komplette Hose durchnässt hatte. Sicherlich auch dadurch bedingt, dass es zwischenzeitlich wieder anfing zu regnen...



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Kurzum: Wir waren nach der (mir deutlich länger vorkommenden) 15-minütigen Session komplett durch.



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War mir aber letztlich egal, denn ich hatte neben der Gaudi sogar eine deutliche Bestzeit gesetzt. Ich scheine also ein Regenfahrer zu sein.



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Nebenbei sei noch erwähnt, dass das im Hintergrund kopfstehende Haus 2011 eröffnet wurde.


Sowas gibt es ja inzwischen in jeder Touristenmetropole, die etwas auf sich hält. Normalerweise werden die Häuser aber auch direkt auf dem Kopf stehend gebaut. Dirk Oster hatte die Idee nach einem Freizeitparkbesuch in Polen aufgegriffen, für sein erstes "Verrücktes Haus" im Tierpark Gettorf aber eine kleine Besonderheit ausgeheckt. Tatsächlich war das Haus ganz normal gebaut worden und dann mithilfe von zwei Kränen umgedreht worden. Auch in Bispingen ein Jahr später ging man so vor, allerdings baute man dort nicht das komplette Haus, sondern nur das Dachgeschoss normal. Erdgeschoss und Bodenplatte wurden dann nach dem Sturz obendrauf errichtet, ebenso wie beim dritten Standort in Leipzig. Für uns ging es aber wie gesagt weiter zum noch recht neuen Adventure District. Dessen Halle unterteilt sich nochmals in diverse Bereiche. So warten im Gaming District ein paar Spielautomaten, im Laser District bahnt man sich den Weg durch ein Laser Maze und im 3D-Illusion District können die Besucher sich als Teil von Kunstwerken mit 3D-Effekten ablichten lassen. Auf Schwarzlicht-Effekte setzt man dagegen im Mystery District, einem Labyrinth, sowie im Blacklight District, dem von uns in Angriff genommenen Minigolf-Parcours.



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Mittels Papp-3D-Brille sollen die Schwarzlicht-Malereien an Wänden und Böden eine zusätzliche Dimension bekommen.



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Den Rest der Familie störte das eher, weshalb sie auf die Brille verzichteten. Bei mir wirken 3D-Effekte dagegen nicht so gut, ich spielte daher weiter mit Brille.


Die 18 abwechslungsreichen Bahnen verteilen sich auf mehrere Räume, die jeweils in unterschiedlichen Themen bemalt sind. Von einer Unterwasserwelt geht es vorbei an Dinosauriern, verschiedenen Filmszenen und Harry Potter bis in den Weltraum. Alles sehr schön gestaltet und teilweise auch noch mit Videoprojektionen aufgewertet. Nach nur einem Jahr auch noch in gutem Zustand. Und doch mussten wir immer wieder aus der Bahn gesprungenen Bällen nacheilen - den verschiedenen Hindernissen und der sicherlich genormten Bandenhöhe geschuldet. Insgesamt waren aber (fast) alle Hindernisse zu meistern. Wenn auch nicht immer auf dem vorgesehen Weg...



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Den mannshohen Looping hat keiner von uns geschafft, die Bälle flogen allesamt nach einer guten Viertelschleife runter, landeten mit Glück aber auf der anderen Seite.



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An der Spiralauffahrt im Vordergrund verzweifelte ich aber. Entweder der Ball rollte wieder zurück, oder er flog irgendwo raus.  



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Auch beim kleineren Looping fiel der Ball immer wieder runter. Hier landete er allerdings dann gerne mal auf der falschen Bahn (und dort einlochen gilt ja leider nicht).


Ein gleichzeitiges Bespielen der gekreuzten Bahnen empfiehlt sich daher nicht unbedingt. Da wir zu fünft meist etwas länger brauchten, hatten wir zwischenzeitlich eine kleinere Gruppe vorgelassen, die hier gerade noch die zweite Bahn fertig spielen musste, ehe wir weitermachen konnten. Übrigens hätte man natürlich auch jederzeit das Spiel unterbrechen können, um sich im angeschlossenen Gastro-Bereich zu stärken. Man kann aber auch einfach noch eine Runde spielen, wenn man unbedingt möchte, es gibt da keine Begrenzung. Der einzige Kritikpunkt für mich wäre, dass wir nur zwei Schläger und zwei Bälle bekamen. Grundsätzlich ist das zwar nicht weiter tragisch, da man ja eh nacheinander Bahn für Bahn spielt, aber bei 13? pro Person könnte durchaus ein eigener Schläger für jeden Spieler drin sein. Trotzdem schien uns das Preis-Leistungs-Verhältnis besser als bei der Outdoor-Anlage im Center Parcs.



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Ein wahrlich gelungener Abschluss unseres kleinen Familienurlaubs.


Schlussendlich wurde noch beim goldenen M neben der Kartbahn eingekehrt, ehe wir uns auf den Heimweg machten - der uns im Gegensatz zum Hinweg dank einer Vollsperrung am Phantasialand vorbeiführte (nutzte zu der Zeit aber natürlich nichts). Und ja, auch bei der spätabendlichen Ankunft war meine Hose noch nicht wieder trocken.



Fazit: Es war schön, nach Jahren nochmal mit der Familie einen Center Parcs zu besuchen - auch wenn ich persönlich mich mit dem deutschen Ableger nie so richtig anfreunden konnte und einen der anderen Parks der Kette bevorzugt hätte. Aber für den gewünschten Abstecher nach Hamburg war Bispingen alternativlos. Und schlecht ist der Park nun auch nicht, nur halt irgendwie "langweilig". Leider spielte das Wetter Ende Oktober nicht so ganz mit, aber im Großen und Ganzen hatten wir doch noch Glück, insbesondere bei den beiden Tagesausflügen. Neben diesen stellten natürlich der Bowlingabend und die Minigolf-Partie die Highlights des Familienurlaubs dar, ganz zu schweigen von der spaßigen Kartfahrt im Regen. Ich kann noch immer kaum glauben, dass ich da die Bestzeit gefahren bin.   



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