Österreich - Wiener Klassik

Sightseeing Donauinsel (27.08.16)

 

Erstes Ziel in Sachen Sightseeing gleich im Anschluss an den Besuch des Böhmischen Praters war die Donauinsel, oder besser gesagt die Reichsbrücke, die unter anderem jene überspannt und die Nicolas schon besuchen wollte, seit er das erste Straßenschild gesehen hatte. Wieso, weshalb, warum erfahrt ihr (falls ihr nicht lieber direkt zu den Bildern weitergeht) während eines kleinen Exkurses in die Geschichte dieser Reichsbrücke und der Donauregulierung. Die begann nach jahrzehntelangem Streit um die Art und Weise im Jahre 1870 mit der Schaffung eines Überschwemmungsgebietes und eines neuen Hauptbettes für den Fluss. Der damalige Hauptarm der Donau blieb als Alte Donau erhalten, besitzt aber keinerlei Verbindung mehr zum Fluss. So versuchte man den ständigen Hochwassern Herr zu werden und schuf obendrein eine Möglichkeit, endlich feste Brücken zu errichten, da sich die Donau bis dahin immer wieder neue Verläufe gesucht hatte. Eine der neuen Brücken war die 1876 eröffnete Kronprinz-Rudolf-Brücke, die 1919 in Reichsbrücke umbenannt wurde. Diese entwickelte sich bald zu einer der wichtigsten Verbindungen zu den nordöstlichen Gebieten der Monarchie, war den immer weiter wachsenden Verkehrsströmen aber nicht gewachsen. Als 1930 zudem Schäden an der Brücke festgestellt wurden, die zu Gewichtsbeschränkungen führten, beschloss man 1933 einen Neubau an gleicher Stelle. Dazu wurde die alte Brücke um 26 Meter verschoben, um die Verkehrsader während der Bauzeit der neuen Brücke zu erhalten.

Die neue Reichsbrücke mit einer Gesamtlänge von 1.255 Metern wurde 1937 eröffnet und war mit einer Stützweite von 241,2 Metern zwischen ihren beiden Pylonen die damals drittgrößte Kettenbrücke Europas. Als Symbol für den Reichtum und die Größe Wiens wurde die Brücke neben Riesenrad und Stephansdom schnell zu einem neuen Wahrzeichen der Stadt. Zudem war sie die einzige Donaubrücke, die den zweiten Weltkrieg überstand. Alle übrigen Brücken waren von den flüchtenden Einheiten der SS in den letzten Tages des Krieges gesprengt worden. Bei der Reichsbrücke hatte Hitler die Erlaubnis zur Sprengung mehrfach verweigert, bis es letztlich zu spät war. Doch 1976 war auch mit der zweiten Reichsbrücke Schluss. Sie quittierte aus heiterem Himmel den Dienst und stürzte in den frühen Morgenstunden des 1. August auf ganzer Länge ein. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich nur fünf Personen auf der Brücke, von denen sich drei zu Fuß in Sicherheit bringen konnten. Ein Busfahrer konnte innerhalb weniger Stunden unverletzt aus dem Wrack seines in der Donau parkenden Buses gerettet werden, lediglich der Fahrer eines Kleintransporters konnte nur noch tot geborgen werden. Als Ursache für den Einsturz wurde ein Zusammenspiel vieler Faktoren ausgemacht, sodass das Unglück mit den damaligen technischen Möglichkeiten als nicht vorauszusehen eingestuft wurde. Und weil er schon einiges von diesem Einsturz gelesen hatte, wollte Nicolas unbedingt selbst einmal zum Ort des Geschehens. Auch wenn wir im Gegensatz zu den tausenden Schaulistigen damals heute keine Trümmer mehr in der Donau bewundern konnten. Und auch die innerhalb weniger Wochen errichteten Behelfsbrücken sind längst Geschichte.

 

Dafür wurde 1980 die inzwischen dritte Reichsbrücke eröffnet. Keine wirkliche Schönheit, aber sie erfüllt ihren Zweck.

Eigentlich kam der Einsturz der Reichsbrücke genau zur richtigen Zeit, denn die U-Bahn-Linie U1 sollte bis auf die andere Seite der Donau verlängert werden. Ursprünglich war hierfür eine eigene Brücke direkt neben der Reichsbrücke geplant. Nun konnte die U-Bahn einfach in die Planungen für den Neubau integriert werden. Herausgekommen ist eine doppelstöckige Spannbetonbrücke. Die sechsspurige Straße nutzt das Oberdeck, während die U-Bahn samt eines Bahnhofs im Inneren der Hohlkästen darunter verläuft. Außerdem konnte die neue Brücke nun im einheitlichen Design auch über die künftige Donauinsel und die Neue Donau hinweg geplant werden. Denn seit 1972 war man bereits dabei, den Hochwasserschutz weiter zu verbessern. Hierzu wurde parallel zur Donau anstelle des Überschwemmungsgebietes ein weiteres Flussbett ausgehoben. Mit dem Aushub wurde zwischen der (eigentlich ja auch schon neuen) Donau und der so entstandenen Neuen Donau die Donauinsel aufgeschüttet. Die Neue Donau ist mit Wehranlagen auf beiden Seiten von der eigentlichen Donau abgetrennt und bildet somit in der Regel ein stehendes Gewässer. Lediglich bei Hochwasser wird die Neue Donau geöffnet und hilft dabei, die Wassermassen abzuleiten.

 

Wir verließen die U-Bahn also direkt über der Neuen Donau zwischen dem 22. Gemeindebezirk Wiens (Donaustadt) und der Donauinsel.

 

Direkt an der Reichsbrücke liegt das Büro- und Wohnhochhausviertel Donau City.

 

Mit dem DC Tower 1, dessen kleinerer Bruder nach wie vor auf den Baustart wartet.

 

Am anderen Ende der Reichsbrücke erhebt sich die Franz-von-Assisi-Kirche, oder auch Kaiserjubiläumskirche.

 

Die gut 21km lange Donauinsel dient als Naherholungsgebiet und ist daher recht natürlich gehalten.

 

Ein schöner Ort für den Einstieg ins Sightseeing. Nicolas und ich setzten uns hier einige Minuten auf die Stufen zur Donau.

 

Die dagegen prallenden Wellen sorgten nämlich für ein paar angenehm kühlende Spritzer. S

Danach ging es dann wieder hinein in die Reichsbrücke und mit der U-Bahn zum Prater-Fantreffen.

 

Fazit: Entspannter kann man wohl kaum in die Entdeckung einer Großstadt einsteigen. Die Donauinsel als grüne Lunge inmitten der Donau konnte vollends überzeugen und brachte sogar noch ein wenig Abkühlung für uns.

 

Weiter zum ersten Tag des VIP-Fantreffens im Prater

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