Japan - Konnichi waaah!

Yokohama Cosmoworld (23.04.2018)


Von Toshimaen ging es wie bereits gesagt wieder über Ikebukuro mit der Shonan-Shinjuku-Line zur Yokohama Station, wo wir für eine Station auf die Negishi Line wechselten. Unser Ziel war der Bahnhof Sakuragicho, welcher 1872 als ursprüngliche Yokohama Station eröffnet wurde und damit als einer der ältesten des Landes gilt. Seit 2021 gibt es eine Seilbahn, die von dort auf die vorgelagerte, künstliche Insel führt, auf welchem sich auch ein Teil des zweiten für diesen Tag geplanten Parks befindet. Wir mussten damals aber eben noch laufen.



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Immerhin konnten wir das Wahrzeichen des Parks schon zwischen den Bäumen erblicken.S



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Zunächst führte uns der Weg aber am Nippon Maru Memorial Park mit dem Yokohama Port Museum vorbei.



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Die Nippon Maru wurde 1930 als Segelschulschiff gebaut und kann seit 1984 hier im ehemaligen Dock der Mitsubishi Heavy Industries besichtigt werden.



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Aber selbst der 46 Meter hohe Hauptmast wirkt winzig gegenüber dem 1993 gleich daneben fertiggestellten Yokohama Landmark Tower.



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Das ehemals höchste Gebäude Japans steht noch immer auf Platz zwei, bei den höchsten Bauwerken des Landes immerhin auf Platz 4.



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Über die vier deutlich kleineren (Aussichts-?) Türmchen - hier die per Brücke verbundenen Türme C und D - konnte ich jetzt nicht viel herausfinden.



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Nein, das da hinten ist leider kein Coaster, sondern nur die Skulptur Moku Moku Waku Waku Yokohama YoYo, die den Wind zwischen den Hochhäusern brechen soll.



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Am Fuße des 1995-1997 fertiggestellten Queens Square Komplexes sieht es schon eher nach Freizeitpark aus.


Doch gehen wir mal ein paar Jährchen zurück. Dort, wo sich heute die großen Bürohochhäuser in den Himmel strecken, befanden sich einst - wie schon angedeutet - eine Werft von Mitsubishi und weitere Hafenanlagen. Bereits Mitte der 1960er Jahre begannen die Planungen für eine Umnutzung des Geländes. Die ersten Bauarbeiten unter dem Namen Minato Mirai 21 (Zukunftshafen 21) starteten jedoch erst Anfang der 80er. Als erstes Projekt wurde der bereits gezeigte Nippon Maru Memorial Park 1985 fertiggestellt. 1989 warb man mit der Yokohama Exotic Showcase (kurz YES 89) für die Erschließung des Gebiets. Dabei gab es auf dem Ausstellungsgelände neben einer kurzen Vorführstrecke einer Magnetschwebebahn auch einen kleinen Freizeitpark samt Achterbahn und Wildwasserbahn. Interessanterweise liefert die rcdb hierzu nicht einmal eine Randnotiz. Das Wahrzeichen des Parks stand jedoch am anderen Ende des Geländes, direkt am Wasser. Auf dem letzten Bild quasi direkt vor dem Hochhaus am rechten Bildrand. Im Film Godzilla vs. Mothra (im Deutschen Godzilla – Kampf der Sauriermutanten) von 1992 ist der ehemalige Standort zu erahnen, das Rad wird nämlich bei besagtem Kampf umgenietet und Mothra versucht Godzilla nach einem Rundflug damit zu erschlagen. Das mit einer Höhe von 107,5 Metern damals höchste Riesenrad der Welt, gebaut von Senyo Kogyo, sollte mit seinen 60 Gondeln zugleich die größte Uhr der Welt darstellen, weshalb es Cosmo Clock 21 getauft wurde. Da eine Darstellung der Uhrzeit am Rad selbst aber höchstens über die Beleuchtung möglich war, wurde sicherheitshalber auch eine riesige Digitaluhr angebracht. Wie alle Einrichtungen der Expo sollte auch das Riesenrad im Folgejahr eigentlich wieder verschwinden. Aufgrund des Erfolgs während der Ausstellung entschied man sich jedoch, das Rad zusammen mit einigen kleineren, umplatzierten Attraktionen des Freizeitparks Cosmo World Children's Republic weiter zu betreiben. Daher wird das Jahr 1990 als offizielles Gründungsdatum der heutigen Yokohama Cosmoworld angegeben. Als 1995 schließlich der Queens Square Komplex mit den drei Queens Towern und einem Hotelturm entstand, musste das Rad aufgrund der Nähe zu den Türmen allerdings weichen. 1997 wurde es daher zerlegt. Unterdessen wurde der gegenüberliegende Shinko Pier durch Landaufschüttungen vergrößert, sodass Cosmo Clock 21 im Jahr 1999 am heutigen Standort wieder aufgebaut werden konnte.



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Dabei stellte man es auch gleich auf ein höheres Podest, womit das Rad nun insgesamt 112,5 Meter hoch ist.



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Rundherum entstand mit der Wonder Amuse Zone der neue Kern der Cosmoworld.



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Die ursprünglichen Teile des Parks wurden zur Kids Carnival Zone und der Burano Street Zone.


Betrieben wird die Cosmoworld nach wie vor von Senyo Kogyo, wobei das Land weiterhin im Besitz der Stadt Yokohama ist. Während der "neue" Bereich nicht zuletzt dank des noch immer sehr beliebten Riesenrads recht sicher sein dürfte, sollten die ursprünglichen Teile des Parks eigentlich bereits 2009 dem Nippon Maru Memorial Park zugeschlagen werden. Allerdings wurden die Pachtverträge dann doch immer wieder verlängert.



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Die Kids Carnival Zone ließen wir mangels Interesse komplett aus.



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Wir starteten in der Burano Street Zone, wo wir zunächst auf einen Disk'O trafen.



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Gleich daneben fanden wir mit dem 2003 eröffneten Family Banana Coaster das erste Ziel unserer Begierde.



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Die fünf Meter hohe und 124 Meter lange Familienbahn stammt natürlich ebenfalls von Senyo Kogyo.



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Putziges kleines Bähnchen, ein toller Einstieg für jüngere Besucher.



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Für die Fahrt investierten wir Tickets im Wert von 300 Yen.



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Daneben drehen eine Art Swing Around und eine Enterprise ihre Runden.



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Selbstverständlich ebenfalls Modelle von Senyo Kogyo, wobei zumindest die Enterprise bereits auf der Expo in Betrieb gewesen sein dürfte.



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Schließlich folgt eine Passage mit kleinen Gebäuden, in denen sich ein paar Indoor-Attraktionen befinden.



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Darunter auch wieder eines dieser Eishäuser.



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Für uns ging es nun über die Brücke rüber zum Riesenrad und dem Hauptgrund für unseren Besuch.



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Dem einzig wahren Diving Coaster. Gebaut von - Überraschung - Senyo Kogyo im Jahr 1999.



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Hat man sich in die tiefen Sitze mit Schulterbügeln hineingezwängt, rollt man um die Kurve zum Lifthill und wird hinaufgezogen.



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In 35 Metern geht es dann zunächst langsam um die Kurve, und sogleich im First Drop gen Boden.



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Aber nicht allzu weit, in Höhe der Riesenradstation und des benachbarten Daches hat man den vorerst tiefsten Punkt bereits erreicht.



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Gleichzeitig weicht man dem Riesenrad in einer Rechtskurve aus,



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nur um nach einem kurzen Anstieg doch linksherum unter dem Rad hindurch zu tauchen.



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Nach einem weiteren Hügel geht es dann endlich ganz nach unten zum Aushängeschild des Diving Coasters.



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Denn die Schiene verschwindet nicht nur in einem Tunnel, sie tut dies auch ziemlich effektvoll.



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Nämlich mit einem zeitlich sehr gut abgestimmten Splash im das Loch umgebenden Wasserbecken.



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Ganz ehrlich, ich find das optisch einfach nur grandios. Zumindest für die Zuseher, während der Fahrt bekommt man davon gar nicht mal so viel mit.



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Nach dem farbenfroh beleuchteten Tunnel taucht man auf der Rückseite des Gebäudes wieder auf und überfährt einen Airtimehügel.



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Zum Finale noch eine lange Abwärtshelix.



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Wie bei Togo fährt die sich deutlich besser als die übrigen Kurven.



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Und schon steigt der Zug in die Schlussbremse auf.



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Die befindet sich platzsparend direkt unter dem Lifthill.



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Für den Diving Coaster gilt ähnliches wie für den Thunder Dolphin. Die Fahrt an sich ist eigentlich nicht wirklich herausragend.



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Aber der Drop ins Wasser ist nunmal so bekannt, dass man einfach mal da gewesen sein muss.S



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Und auch die übrige Konstruktion des Komplexes finde ich wahnsinnig interessant.



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Insbesondere um und unter dem Riesenrad.



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Aber auch die Helix kann mit ein paar interessanten Stützen aufwarten.



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Ist euch diese über dem Weg hängende Stütze schon aufgefallen? Das sieht einfach so falsch aus, aber es hält natürlich.



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So ein bisschen, als hätte man beim Bau gemerkt, dass da ja noch ein Weg hin muss, und dann halt das Stück zum Boden weggelassen.S



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Die Fahrt mit dem Diving Coaster kostete uns übrigens Tickets im Wert von 700 Yen.



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Quasi direkt an die Unterkonstruktion des Riesenrads angeschlossen ist das bereits angesprochene Gebäude, das die Südseite des Geländes abschließt.



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Darin befinden sich neben Restaurants und einer Spielhalle auch weitere Attraktionen. Beispielsweise ein Darkride.



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Und auf dem Dach thront noch eine dritte Achterbahn.



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Ein Reverchon Spinning Coaster, welcher bereits 1998 an den Start ging.



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Warum der jetzt ausgerechnet von Reverchon stammt? Na weil Senyo damals den Vertrieb für die Franzosen in Japan durchführte.S



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Für den Count legten wir Tickets im Wert von 600 Yen auf den Tisch.


Und wenn ich euch jetzt erzähle, dass wir uns das Sparpaket mit Tickets im Wert von 2.300 Yen für 2.000 Yen gezogen hatten, dann wird der schnelle Kopfrechner zu dem Ergebnis kommen, dass wir noch Tickets im Wert von 700 Yen übrig hatten. Das Riesenrad hätte allerdings 800 Yen gekostet, war also leider nicht drin. Für uns kamen daher lediglich eine zweite Fahrt mit dem Diving Coaster oder eine Fahrt mit der Wildwasserbahn in Betracht.



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Wir entschieden uns für letzteres. Kai und mico besetzten das erste Boot, Alron und ich das zweite.



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Nach dem Zustieg unter der Helix des Diving Coasters schippert man zunächst am Gebäude entlang.



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Dann geht es unter dem finalen Drop der Wasserbahn hindurch auf den ersten Lift.



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Der befindet sich direkt unter dem First Drop des Diving Coasters, was erklärt, weshalb dieser nicht weiter nach unten führt.



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Nach einem sanften Knick rollt man mit leichtem Gefälle mitten durch die Unterkonstruktion des Riesenrads.



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Auf der anderen Seite geht das leichte Gefälle direkt in den ersten Drop über, der schließlich im Wasserbecken mit dem Achterbahntunnel landet.



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Auf der Rückseite des Gebäudes führt der zweite Lift die Boote dann direkt über den Tunnelausgang der Achterbahn.



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In rund 18 Metern Höhe absolviert man dann eine weite S-Kurve quer über das Gebäudedach zurück auf die Innenseite.



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Dort folgt schließlich der finale Drop, der wie im Hirakata Park mit Mikrofonen ausgestattet wurde.



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Diesmal waren Alron und ich aber darauf vorbereitet und wir schrien uns die Seele aus dem Leib.S



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Mit Erfolg, wir setzten uns damit an die Spitze der Rangliste.



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Dafür überreichte uns der Mitarbeiter beim Ausstieg jeweils einen kleinen Minions-Waschlappen.



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Hat sich also gelohnt die Fahrt.S



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Danach verließen wir die Cosmoworld und gingen hintenrum wieder Richtung Bahnhof.



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Denn dort, wo neuerdings die Seilbahn ankommt, führte einst eine kleine Bahnstrecke vom Bahnhof zum Hafenanleger des Shinko Piers.



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Der ehemalige Bahndamm quer übers Wasser mit drei kleinen Brücken dient inzwischen als hübscher Fußweg.



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Mit tollem Panoramablick über die Skyline Yokohamas mit deren Cosmoworld.



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Im 2014 eröffneten Gebäudekomplex am Wasser befindet sich übrigens der nach eigenen Angaben größte Hochzeitssaal Japans.



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Dazu natürlich Kirchenräume, ein Laden für Hochzeitsbedarf und ein Café.



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Das war für uns aber freilich nicht weiter von Interesse.


Auf der Rückfahrt hatten wir dann das Privileg, tatsächlich einmal größere Verspätungen bei der japanischen Eisenbahn erleben zu dürfen. Zusammen mit zahlreichen anderen Zügen hingen wir einige Minuten in einem Bahnhof fest. Freilich konnten wir nicht alle Durchsagen verstehen, aber es schien sich um ein auch in Deutschland weit verbreitetes Problem zu handeln: Personen im Gleis - ob schon zerkleinert oder noch am Stück, entzieht sich allerdings meiner Kenntnis. Ich meine, wir wurden dann ein kurzes Stück über eine andere Strecke umgeleitet, da bin ich mir jetzt aber nicht mehr sicher. Auf jeden Fall können wir bestätigen, dass auch die japanische Eisenbahn nicht immer auf die Sekunde pünktlich ist.S


Da der Folgetag bereits der letzte gemeinsame Tag in Japan sein würde, wir aber verschiedene Vorstellungen bezüglich des Abendprogramms hatten, nutzten wir diesen vorletzten Abend für eine kurze Rekapitulation des Trips in der Hotelbar. Die Preise waren allerdings ähnlich hoch wie die Lage im obersten Stock, daher war der Aufenthalt wirklich eher von kurzer Dauer.



Fazit: Die Yokohama Cosmoworld ist ein durchaus interessanter Innenstadtpark. Ungewohnt ist die Aufteilung in drei Teile auf Festland und aufgeschütteter Insel, wobei der Mittelpunkt mit dem Riesenrad schon ziemlich abgekapselt vom Rest ist. Besonders faszinierend ist für mich aber die Konstruktion des Riesenrads mit dem komplizierten Unterbau, durch den die Wildwasserbahn hindurchrollt. Da fällt es trotz Plan mit einzelnen Ebenen teils etwas schwer, sich zurecht zu finden. Hauptattraktion neben dem Riesenrad ist der Diving Coaster: Vanish! mit dem ikonischen Sturz ins Wasserbecken, der von außen dann doch spektakulärer wirkt als während der Fahrt selbst. Und trotzdem ist es eine dieser Bahnen, die ich einfach mal gefahren sein wollte. Ziel erreicht. Die Wildwasserbahn kann man übrigens auch gerne mal mitnehmen, wenn man noch Tickets übrig hat.



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