Italien - Bella Italia

Cavallino Matto (29.03.16)

 

Vom Rainbow Magicland machten wir uns dann wie gesagt schon langsam auf den Weg in Richtung Heimat. Knappe dreieinhalb Stunden fuhren wir an der Mittelmeerküste entlang gen Norden, bis etwa 50 Kilometer vor Livorno. Mitten in der Toskana zog uns der kleine Küstenort Marina di Castagneto Carducci an. Allerdings nicht wegen des Strandes und auch nicht wegen der achteckigen Holzkirche Santa Maria Assunta. Wir waren hier wegen eines eher kleinen Freizeitparks, von dem ich bis zum letzten Jahr noch nie etwas gehört hatte...

 

Dabei wurde Cavallino Matto (Verrücktes Pferd) bereits im Jahre 1967 eröffnet.

Damals hieß der Park allerdings noch Parco Gulliver und war eher ein Spielplatz, für den auch kein Eintritt fällig wurde. Erst in den 90er Jahren wurde er massiv ausgebaut und vergrößert und wandelte sich zu einem richtigen Freizeitpark. Ob damals auch schon der Name zu Cavallino Matto geändert wurde, konnte ich aus der Google-Übersetzung leider nicht ganz herauslesen. Auf jeden Fall wechselte man im Jahr 2001 vorübergehend zum Namen Magirè, il magico mondo del Cavallino Matto (also Magirè, die magische Welt des verrückten Pferdes). 2006 wurde der Park von der Familie Manfredini übernommen, die ihn zunächst in Magix, il magico parco del Cavallino Matto umbenannten. Über den Winter 2006/ 2007 erfolgte ein weiterer großer Ausbau und eine Umgestaltung, nach der der Park einfach als Cavallino Matto bezeichnet wurde. Magix ist allerdings auch heute noch der Name des Maskottchens. Die Umgestaltung samt Erweiterung führte zu einer Steigerung der Besucherzahlen um stolze 40% auf 140.000 Besucher im Jahr 2007. Und mit der 2015 eröffneten Attraktion hat man sich auch bei uns Achterbahnfans einen Namen gemacht.

 

Die ersten (aufpreispflichtigen) Attraktionen stehen noch vor dem eigentlichen Parkeingang.

 

Dazu gehört auch ein kleiner Minigolf-Platz.

 

Außerdem befindet sich hier eine Münchner Bierstube. Dabei zog der Park selbst schon einige weitere deutsche Besucher an.

 

Für ein Entgelt von genau 16€ durften wir den zum Namen passenden Eingang durchschreiten.

 

Der Familienpark besticht durch jede Menge Wald. Ansonsten beschränkt sich die Thematisierung auf einzelne Attraktionen.

 

So wie beim Rock 'n' Roll, den wir als erstes ansteuerten.

 

Ein gepflegtes Monster 3 von Schwarzkopf, das hier jedoch erst seit 2012 herumwirbelt.

 

Zuvor war der King of Rock wohl im schwedischen Liseberg herumgewirblt.

 

Etwas schräg gegenüber erwartete uns auch sogleich schon die erste Achterbahn. Die Maus Zorro.

 

Quasi ein Big Apple mit löchrigem Käse anstelle des klassischen Apfels.

 

Die typischen Wellen sehen schlimmer aus, als sie sich letztlich fahren.

 

Außerdem weist diese Bahn statt einer geraden Abfahrt eine Helix auf.

 

Wer der Hersteller der 2007 eröffneten Bahn ist, ist nicht ganz klar. Es könnte aber S.D.C. sein.

 

Auch ob es eine neue oder gebrauchte Anlage war, vermag die rcdb nicht eindeutig zu beantworten.

 

Den 55 Meter hohen Shocking Tower ließen wir aus.

Der wurde 2010 eröffnet und von Soriani & Moser gebaut. Außerdem steht in der Ecke des Parks gleich daneben noch eine große Frisbee von Technical Park. Die sparten wir uns aber ebenfalls für später auf. Zunächst standen die weitere Erkundung des Parks und das Counten im Vordergrund.

 

Dazu mussten wir wieder ein Stück zurück zum Eingang.

 

Von dort ging es weiter hinein in den Park.

 

Coole Station für die Wegebahn.

 

Auf der anderen Seite können sich die Kids an der Straßenverkehrsordnung üben.

 

Seit 2007 besitzt auch Cavallino Matto ein Splash Battle von SBF Visa.

 

Die Schiffschaukel aus gleichem Hause wurde ein Jahr zuvor eröffnet.

 

Recht bald stießen auf die bis 2015 größte Achterbahn von Cavallino Matto.

 

Der Compact Coaster Project 1 von L&T Systems, der 2006 eröffnet wurde.

 

Fuhr sich eigentlich ganz gut, aber letztlich doch ziemlich unspektakulär.

 

Es schließt sich das Haus der Märchen an.

 

Dahinter verbirgt sich eine märchenhafte Bootsfahrt von 2007.

 

Die am längsten in diesem Park stehende Achterbahn ist die Wild Mine.

 

Sie war wohl 1997 sogar die erste Achterbahn von L&T Systems überhaupt. Das merkt man aber tatsächlich kaum.

 

Quasi direkt dahinter steht mit Speedy Gonzales bereits Count Nummer 4.

 

Auch diese Bahn wurde von L&T Systems gebaut und ist identisch zum Leprotto Express im Mirabilandia.

 

Dieses Modell von 2003 fuhr sich aber einen Ticken besser.

 

Außerdem gab es die zweite Runde gratis obendrauf.

 

Eine Pferdereitbahn darf in keinem guten Familienpark fehlen.

Nicht weit davon entfernt gibt es noch eine Wildwasserbahn, dann hat man auch eigentlich schon die hintere Parkgrenze erreicht. Bis hierhin ist Cavallino Matto also ein netter kleiner Familienpark, der mit 4 Achterbahnen in verschiedenen Größen weitestgehend alle Altersklassen abdeckt. Nur die thrillsüchtigen Jugendlichen kommen ein wenig kurz und müssen sich mit Freifallturm und Frisbee zufriedengeben. So war es zumindest bis Mitte 2015. Denn da hat man das Parkgelände ein wenig erweitert (bzw. könnte das auch vorher schon eine Lagerfläche des Parks gewesen sein) und einfach mal eine fünfte Achterbahn installiert, die durchaus für Aufsehen sorgte. Auch interessant an der Erweiterung: Das neue Gelände erreicht man nur über eine kleine, aber öffentliche Straße. Auf eine Brücke hat der Park aber (vorerst?) verzichtet, man verlässt also kurzzeitig das Parkgelände. Damit das offene Tor im Zaun aber nicht einfach als kostenfreier Eingang genutzt wird, darf dort den ganzen Tag ein Mitarbeiter stehen, der den Übergang der Besucher bewacht.

 

Unter Beobachtung wechselt man über den Feldweg in den neuen Parkbereich.

 

Denn dort hat man im vergangenen Jahr eine ganze Menge Stahl kunstvoll zusammengebastelt.

 

Freestyle heißt die größte Achterbahn des Parks, die auch zeitgleich jüngste, wie auch älteste Achterbahn hier ist.

Eröffnet wurde die Anlage nämlich bereits im Jahre 1985 als SkyRider im Canada's Wonderland. Als sie dort 2014 ausgemustert wurde, griff Cavallino Matto zu und rettete den Klassiker vor der Stahlschere. Doch was ist nun so besonders an Freestyle, dass die Bahn so viel aufsehen erregte? Also abgesehen von der doch beachtlichen Größe für einen solchen Park. Nun, es handelt sich hier um einen der inzwischen eher seltener werdenden Stand-Up Coaster. Noch dazu aus dem Hause Togo. Die Japaner waren damals die ersten, die die ungewohnte Stehposition ausprobierten. Zunächst wurden bestehende Bahnen mit entsprechenden Zügen umgerüstet, 1984 wurden dann die ersten als solche konstruierten Stand-Up Coaster ausgeliefert. Arrow wagte zwar ebenfalls Versuche mit Stand-Up Zügen, war dabei aber wohl wenig erfolgreich. Intamin zog erst 1986 nach. So kam es, dass die Kings Entertainment Company drei Stand-Up Coaster von Togo für ihre Parks orderte. Je einen für Kings Island und Kings Dominion, sowie der SkyRider für Canada's Wonderland. Diese drei waren auch die einzigen Stand-Up Coaster von Togo außerhalb Japans. Die Anlage in Kings Island wurde bereits 2001 abgebaut, der SkyRider in Canada's Wonderland wie gesagt 2014. Und nur einen knappen Monat nachdem dieser als Freestyle in Italien sein Comeback feierte, fiel die Anlage in Kings Dominion der Stahlschere zum Opfer. Damit ist Freestyle nun der einzig verbliebene Togo Stand-Up außerhalb von Japan - und auch generell eine von nur noch drei Togo-Bahnen außerhalb Asiens.

 

Im Zuge der Umsetzung wurde die Bahn generalüberholt. Das Gelände könnte dagegen noch etwas Zuwendung vertragen.

 

Die neue Farbe ist schön knackig und frisch. Gefällt mir.

Glücklicherweise hatte ich auf der Ostküsten-Tour ja noch die Gelegenheit, die Schwesterbahn im Kings Dominion zu fahren. Dort war ich vom angenehmen Fahrgefühl dieses doch eher klapprig wirkenden Produkts überaus positiv überrascht. Umso mehr freute ich mich nun auf die für mich zweite Ausführung, die diesen Eindruck bestätigen sollte. Übrigens hat der Park eine ganz klare Wartezeitenpolitik, die auch an jeder Attraktion angeschrieben ist. So versprachen Schilder bei den übrigen Achterbahnen, dass ein Zug startet, sobald er vollbesetzt sei, spätestens jedoch nach 5 Minuten. Bei Freestyle sollte die maximale Wartezeit 10 Minuten betragen. Durchaus verständlich bei im Schnitt vielleicht 4-5 anderen Mitfahrern, die in dieser Zeit nach und nach hinzustießen. Und dank der Schilder weiß man von vorneherein Bescheid und kann selbst entscheiden, ob es die Bahn wert ist, sich nach der Fahrt gleich nochmal anzustellen. Da uns die Ride-Ops aber doch nicht ganz so lange warten ließen, lautete die Antwort mehrfach ja!

 

Die Züge und das Bügelsystem finde ich nach wie vor äußerst skurril, bei der Fahrt aber trotzdem bequem.

 

So frisch lackiert und komplett überholt wirkten die Halterungen auch nicht ganz so wacklig wie in Kings Dominion.

 

Ist man dann endlich im Zug und gesichert, bringt einen der Lift auf eine Höhe von fast 27 Metern.

 

Von dort oben hat man eine schöne Aussicht auf den dichten Wald rundherum, ehe es rasant gen Boden geht.

 

Im ersten und einzigen Looping wird man ordentlich zusammengestaucht.

 

Der anschließende Airtimehügel zieht die Wirbelsäule dann wieder lang.

 

Es folgt eine wiederum etwas stauchende Helix.

Parallel zur Station wird dann ein weiterer Airtimehügel überfahren. Bis hierhin waren die Layouts von Shockwave in Kings Dominion und Freestyle identisch, nach der Helix unterscheiden sie sich dann etwas voneinander. Wo sich bei Shockwave sogar eine Linkskurve anschloss, durchfährt Freestyle eine kurze Gerade, die jedoch einfach mal nach links gebanked wurde. Völlig ohne erkennbaren Grund, aber ich fands irgendwie cool.

 

Fühlt sich ein bisschen so an, als wolle die Bahn einen abwerfen. S

 

Eine Linkskurve gibt es bei Freestyle nicht, dafür geht es unter dem Lift nochmals rechtsherum.

 

Und dann über zwei flache Bunny Hops in die Schlussbremse.

Schon nach der ersten Fahrt schob sich Freestyle ganz locker auf Platz eins meiner bisher gefahrenen Stand-Up Coaster. Die Bahn ist zwar nicht mehr die jüngste und das gut 670 Meter lange Layout wirkt nicht mehr allzu spektakulär, aber für einen doch eher unbekannten Familienpark ist dieser Stand-Up schon eine Hausnummer. Teilweise wird man doch recht kräftig gen Bodenplatte gedrückt, auf den Airtimehügeln und Bunny Hops verliert man dagegen je nach Position im Zug auch mal schnell den Kontakt zu eben jener. Mir persönlich haben die vorderen Reihen etwas besser gefallen. Dort fehlt zwar die Airtime beim First Drop, die ist aber eh nicht so bombastisch wie die Airtime am Ende auf den Bunny Hops und insbesondere an der Einfahrt in die Schlussbremse (dort fehlt in den hinteren Reihen die Airtime). So bin ich jedenfalls bisher auf keinem anderen Stand Up abgehoben. Auch sonst sind die Fahreigenschaften absolut top. Hier und da - insbesondere in den Kurven - ruckelt es zwar schon ein wenig, aber insgesamt kann man doch von einer nahezu butterweichen Fahrt sprechen. Zumal das Bügelsystem wie gesagt zwar etwas skurril anmutet, aber äußerst bequem anzupassen und somit wenig ohrfeigengefährlich ist. Da fuhren wir gerne fünf oder sechs Runden hintereinander.

 

So viel Spaß wir auch auf diesem Gerät hatten, wir wollten dann doch noch ein bisschen mehr sehen.

 

Unter anderem eben bereits erwähnte Wildwasserbahn.

 

Die schlängelt sich bereits seit 1990 durch den dichten Wald von Cavallino Matto.

 

Neben dem kleinen Finaldrop bietet sie noch zwei etwas größere.

 

Fotos werden natürlich auch geschossen.

 

Außerdem wollte Tobias noch die Frisbee Yucatàn fahren.

Die war 2009 die erste Thrillattraktion im Park, gefolgt vom Freifallturm und nun eben Freestyle. Gebaut wurde die Anlage von Technical Park. Bei vollem Ausschwung von 120° erreicht die Gondel eine Flughöhe von 23 Metern, sodass man leicht kopfüberstehend auch hier über die Baumwipfel hinübersehen kann. An sich finde ich diese großen Frisbees nicht so wahnsinnig spannend, hier hat man aber tatsächlich einen entscheidenden Standortvorteil. Denn die nahen Baumkronen sorgen für einen ziemlich guten Near Miss Effekt. Man traut sich kaum, die Füße auszustrecken. Leider hatte man sich hier doch an die 10-Minuten-Regel gehalten, sodass der eigentliche Plan, zum Abschluss nochmal schnell zu Freestyle zu flitzen, mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr aufgegangen wäre. Also machten wir uns nun langsam auf den Weg zurück zum Auto.

 

Wir schauten auch noch kurz am nur knapp 1 km entfernten Mittelmeerstrand vorbei.

Aber wirklich nur für zwei, drei Fotos, dann ging es weiter. Von Cavallino Matto aus wäre es definitiv zu weit gewesen bis nach Hause. Daher hatten wir nochmal eine letzte Übernachtung unterwegs eingeplant. Hierfür hatten wir uns das Hotel Montemezzi in Vigasio bei Verona ausgesucht. Nach wiederum fast vier Stunden Fahrt waren wir also schon wieder in der Nähe des Gardasees, konnten das Hotel aber zunächst nicht finden. Das Navi hatte uns im Kreisverkehr in die falsche Richtung geschickt. Eine andere Ausfahrt führte dann nach einigen Minuten Verwirrung zum gewünschten Ziel. Essen konnten wir da aber natürlich wieder nix...

 

Nicht ganz so nobel wie nachts zuvor, aber ebenfalls recht ordentlich.

Fazit: Cavallino Matto ist ein wirklich schöner Familienpark. Mitten im Wald dürfte es auch im Sommer schön kühl sein, die Attraktionsauswahl ist einem Familienpark entsprechend eher auf jüngere Besucher ausgelegt. Mit dem Freifallturm, der Frisbee und jüngst dem Stand-Up Coaster kann sich aber auch die etwas wildere Jugend vergnügen. Nachteil ist wiederum, dass der ein oder andere kleine Bub dann enttäuscht vor dem limonengelben Looping steht, weil er noch zu klein ist. Thematisierungen beschränken sich auf ein Minimum, insgesamt ist der Park durch die Lage mitten im Wald aber eh schon ganz nett angelegt. Von mir gibt es jedenfalls eine klare Empfehlung für Cavallino Matto, alleine schon wegen des wirklich tollen Stand-Up Coasters.

 

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