Japan - Konnichi waaah!

Sightseeing Nokogiriyama (21.04.2018)


Beim Verplanen der Tage mussten wir feststellen, dass neben den angedachten Parkbesuchen und dem Sightseeing am Fuji nur wenig Zeit für die Erkundung der japanischen Hauptstadt selbst blieb. Die Tatsache, dass Alron und Maliboy aufgrund ihrer Meilen-Restriktionen bereits einen Tag früher heimfliegen mussten, machte die Sache nicht besser. So blieb nur ein einziger gemeinsamer Tag, um die Sehenswürdigkeiten Tokios zu entdecken. Den Zusatztag hatte mico mit einer kleinen Überraschung für mich verplant, die er den beiden anderen jedoch nicht vorenthalten wollte. Einstimmig wurde daher entschieden, das Sightseeing in Tokio ein andermal nachzuholen und stattdessen das Überraschungsprogramm von mico Adventure Tours durchzuführen. Wir wussten lediglich, dass nochmal eine längere Bahnfahrt, eine Seilbahn und eine Fähre auf uns warten sollten. Die genauen Ziele und weitere Details kannte nur mico - wobei er zumindest das erste Ziel im Verlauf der Planungen schonmal beiläufig erwähnt hatte, wie mir jetzt beim Nachlesen auffiel...


Immerhin konnten wir am Samstag nach den beiden langen Fuji-Tagen wieder ein klein wenig länger schlafen, ehe wir zum Bahnhof aufbrechen mussten. Um 10 vor 8 starteten wir mit dem nur an Wochenenden verkehrenden Expresszug Shinjuku Sazanami unsere Reise rund um die Bucht von Tokio. Zunächst quer durch die dicht besiedelte Großstadt und dann am östlichen Ufer der Bucht entlang gen Süden, wo sich die Bebauung allmählich lichtete und einer wunderschönen Berglandschaft wich. Mit fast zwei Stunden war das die längste umstiegsfreie Fahrt mit einem Regionalzug unseres Japan-Aufenthalts. Um 9:40 Uhr erreichten wir die Station Hamakanaya im kleinen Küstenörtchen Kanaya, welches seit 1971 zur Stadt Futtsu gehört.



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Vom Bahnhof führte uns mico weitere 700 Meter am Fischerhafen vorbei nach Süden.



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An einer Straßenkreuzung kurz vor unserem ersten Ziel passierten wir außerdem den Kanaya Schrein.


Dieser wurde wohl im Jahre 720 gegründet und ist bekannt als Aufbewahrungsort für eine 1,5 Tonnen schwere Eisenscheibe. Das sogenannte Spiegeleisen wurde angeblich 1469 westlich des Schreins am Meeresgrund entdeckt, war trotz des offenbar langen Aufenthalts im Wasser aber nicht gerostet. Nach wissenschaftlichen Untersuchungen geht man heute davon aus, dass es sich einst um einen flachen Topf zur Salzherstellung handelte. Warum das wahrscheinlich auf der gegenüberliegenden Miura Halbinsel hergestellte Gusseisen nicht rostete, konnte allerdings bis heute nicht geklärt werden.



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Und dann standen wir auch schon an der Station der versprochenen Seilbahn.



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Betrieben wird die Nokogiriyama Ropeway, welche seit 1962 auf den gleichnamigen Berg hinaufführt, von der Keisei Group.



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Seit Dezember 2012 ist die dritte Generation von Gondeln im Einsatz. Hergestellt von CWA, einem Tochterunternehmen von Doppelmayr.



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Ein kleiner Überblick der technischen Daten. Dank der Illustration weitestgehend auch ohne Sprachkenntnisse verständlich.


Demnach werden auf einer Streckenlänge von gut 680 Metern etwa 223 Höhenmeter überwunden, wobei die Bergstation in einer Höhe von 250 Metern steht. Die maximale Steigung beträgt etwas über 28 Grad, im Durchschnitt sind es allerdings nur deren 19. Gefahren wird mit 5 Metern pro Sekunde.



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Nach Erwerb der Fahrscheine zu je 930 Yen für den Round-Trip ging es auch sogleich hinauf. Die Bilder entstanden allerdings später bei der Talfahrt.



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Die angegebenen 40 Personen Maximalkapazität wurden sicherlich nicht ausgeschöpft, aber viel Bewegungsfreiheit hatten wir dennoch nicht.



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Der einzige Stützturm (nicht ganz in der Mitte der Strecke) ist 18 Meter hoch.



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Blick zurück auf Kanaya. Das größere Gebäude rechts gehört zu einer Grundschule, direkt daneben liegt der Bahnhof.



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Neben der Seilbahn kommt auch etwas Strom nach oben.S



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Kaum auf dem Berg, muss man auch schon Treppen steigen...



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Belohnt wird man dafür mit einem herrlichen Blick über die Bucht von Tokio.



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Beziehungsweise auf den Pazifik. Zumindest war da rechts am Horizont das Kap Tsurugisaki zu erahnen, welches die Bucht auf westlicher Seite begrenzt.



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Der Fuji war leider auch nur ganz schwach zu erkennen. (©Alron)



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Im Westen ragt der Nokogiriyama bis in die Bucht von Tokio hinein.



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Damit bildet der Bergkamm die Grenze zwischen den Städten Futtsu und Kyonan.



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Wie schon am Tenjoyama wurden wir auch hier wieder von einem Schwarzmilan begrüßt. (©mico)



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Es wird allerdings davor gewarnt, dass diese durchaus Lebensmittel und Gepäck angreifen können.



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Alternativ zur Bahnanreise kommt man natürlich auch über die Autobahn zum Nokogiriyama.



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Etwas unterhalb der Bergstation gibt es sogar noch einen eigenen Parkplatz.



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Und da wir natürlich nicht (nur) wegen der Aussicht hier waren, folgten wir dem etwas holprigen Weg dorthin.


Denn in der Nähe dieses Parkplatzes befindet sich auch einer der Zugänge zum Nihon-Tempel, dessen Areal den größten Teil des Berges einnimmt. Gegründet wurde der Tempel im Jahre 725. Über die Jahre wechselte er mehrfach die Sektenzugehörigkeit und wurde natürlich auch diverse Male zerstört und neu errichtet. Um das Areal betreten zu können, zahlt man einen Eintritt von 600 Yen pro Nase.



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mico wartete bereits auf uns Nachzügler. (©mico)



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Blick auf die Bergstation der Seilbahn, von der wir eben kamen.



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Noch ein Naturbewohner, der uns Willkommen hieß.



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Wir folgten mico in den Wald hinein. Vorbei an meterhohen, aber recht glatten Felswänden vorbei.



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Ein Abzweig führte uns zwischen noch deutlich höheren Felswänden hindurch auf eine kleine Lichtung.


Dort sollte man dann so langsam merken, dass diese riesigen, glatten Felswände nicht natürlichen Ursprungs sind. Der Berg besteht nämlich aus Tuff, und der lässt sich wohl hervorragend zum sogenannten Boshu-Stein verarbeiten. Daher wurde hier über Jahrhunderte bis in die 1980er-Jahre das Gestein abgebaut. Verschiedene Quellen geben verschiedene Jahreszahlen an, teilweise wird auch der zweite Weltkrieg als Ende des Steinbruchs angegeben. Der Bergbau gab dem Nokogiriyama auch seinen heutigen Namen, denn nicht zuletzt durch die Abtragungen erhielt der bis zu 329 Meter hohe Bergrücken seine gezackte Form, die an eine Japansäge - übersetzt eben Nokogiri - erinnern soll.



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Jedenfalls befanden wir uns nun inmitten der Überreste des besagten Steinbruchs, den die Natur inzwischen wieder weitestgehend zurückerobert hat.



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Ein Felsvorsprung zog recht schnell unsere Aufmerksamkeit auf sich. Aber dazu kommen wir später.S



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Die eigentliche Attraktion hier unten ist Hyaku-Shaku Kannon.



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Ein Shaku sind gut 30 Zentimeter, Hyaku heißt 100. Das Relief der Göttin der Barmherzigkeit misst also gut 30 Meter.



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In den Stein gemeißelt wurde sie Anfang der 1960er Jahre in Gedenken an die Opfer des zweiten Weltkrieges.



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Rundherum sind zudem auch einige Namen in die Felswände eingraviert. Ob die offiziell sind oder einfach "privat" ergänzt wurden, konnte ich allerdings nicht herausfinden.



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Der Felsvorsprung zog aber immer wieder unsere Aufmerksamkeit auf sich.



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Also zurück zum Hauptweg und weiter Treppensteigen.



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Belohnt wird das mit einem Blick hinab in den alten Steinbruch.



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Die hiesige Aussichtsplattform gewinnt sicherlich keinen Schönheitspreis und wurde von uns auch ausgelassen.



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Denn mit besagtem Felsvorsprung hätte die wohl eh nicht mithalten können.S



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Mit der Meinung waren wir allerdings nicht alleine, die Schlange zog sich über den gesamten Fels.S



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Entsprechend abgelaufen war dieser schon, besonders auf dem Rückweg musste man etwas aufpassen, dass man nicht abrutschte.



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Bis ganz nach vorne brauchte ich fast 10 Minuten. Genug Zeit, schonmal ein paar Blicke in die Tiefe zu riskieren.



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Unter anderem auf den Platz, wo wir eben noch das 30-Meter-Relief bewundert hatten. Dem Namen dieses Aussichtspunkts nach die Hölle...



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Bekannt ist dieser Felsvorsprung nämlich als Jigoku Nozoki - grob übersetzt soll das in etwa Höllen-Ausblick, bzw. Blick in die Hölle heißen.



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Schwindelerregende 100 Meter geht es vor dem Geländer hinab.



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Hyaku-Shaku Kannon ist leider zu tief im Fels eingelassen und damit von hier nicht zu sehen.



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Dafür hat man einen atemberaubenden Blick über die Landschaft.



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Ein schnelles Foto an der schmalen Spitze, dann muss man auch schon wieder Platz machen für die nächsten Höllen-Gucker...



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Ein paar Meter weiter ist der Ausblick aber nicht minder beeindruckend. Nur weniger schwindelerregend, weil der Fels unter einem nicht in der Luft hängt.S



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Die Stufen zur dortigen Aussichtsplattform sind schon so abgelaufen, dass es sich eher um eine steile Rampe als eine Treppe handelt.



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Von dieser erhöhten Position sieht man nicht nur Kanaya mit Bahnhof und Fährhafen.



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Sondern auch Kyonan auf der anderen Seite des Bergrückens.



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Und ansonsten noch kilometerweit grüne Wälder. Natur pur - trotz der ein oder anderen Stromleitung zwischendrin. Traumhaft.



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Auch ein schöner Ort für eine Aufnahme von sich selbst. Wenn ich jetzt noch wüsste, wer fotografiert hat, würde ich ihm nochmals danken...



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Und ein Panorama darf natürlich auch nicht fehlen.



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Der weitere Weg führte uns nun wieder in eben diese Wälder hinein, an schroffen Felswänden vorbei.



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Über zahlreiche Stufen bergab.



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Noch weiter hinab.



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Noch weiter.



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Immer tiefer in den Wald hinein.



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Ja, ja, ich komme ja schon... (©Alron)



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Es hätte mich ja wirklich mal interessiert, wie viele Stufen wir an diesem Tag hinter uns bringen mussten.



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Recht plötzlich lichtete sich der Wald aber wieder und wir erreichten einen größeren Platz mit der nächsten Attraktion des Nokogiriyama.



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Neben einem Imbiss und Souvenirladen ragt hier eine weitere riesige Statue am Fels empor. Mit 31 Metern wohl der größte Stein-Buddha seiner Art.


Hierzu muss man natürlich Wissen, dass Buddha nicht eine bestimmte Person, sondern eher eine Art Titel ist, der sich mit "der Erleuchtete" übersetzen lässt. Diese Erleuchtung ist aber nur sehr schwer zu erreichen, sodass zwischen den Buddhas meist Zeitspannen liegen, die unsere Vorstellungskraft übersteigen. So ist Siddhartha Gautama, auf dessen Lehre der Buddhismus beruht, nach wie vor der letzte Buddha. Sein Nachfolger wird nach verschiedenen Quellen für 3.000, 5.000 oder gar 30.000 Jahre nach ihm erwartet - was wohl alles ungewöhnlich früh wäre. Diesen Buddha der Zukunft stellt beispielsweise der größte vormoderne Stein-Buddha in China dar. Die in den Berg gehauene Figur misst stolze 71 Meter und überragt die hiesige damit deutlich. Die größte japanische Buddha-Statue misst 110 Meter, wurde allerdings erst 1993 und aus Beton hergestellt. Hier am Nokogiriyama wurde aber Yakushi Nyorai, der Buddha der Medizin aus dem Fels gehauen. Zur Fertigstellung 1783 war sie noch 38 Meter hoch, im Zuge einer Renovierung Ende der 1960er-Jahre schrumpfte sie auf die heutigen 31 Meter.



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Zur Wiederherstellung der Konturen musste nunmal weiteres Material abgetragen werden.



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Und dennoch ist die Figur scheinbar höher, als es der Berg früher an dieser Stelle war.



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Bei genauerem Hinsehen fällt auf, dass der obere Teil (und ein Teil des Sockels) aus einzelnen Steinblöcken zusammengesetzt wurde.



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Eine Tafel gibt Auskunft über die Abmessungen des Buddhas. Bei Interesse einfach übersetzen.



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Den Rand des Platzes säumen noch ein paar Felsbrocken.



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Wir setzten den Weg weiter nach unten fort und passierten einige kleinere Gebäude.



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Der eigentliche Tempelkomplex war leider nicht zugänglich, dort wurde offenbar kräftig renoviert.



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Ich hoffe, die Tafeln mit der Übersicht werden auch noch erneuert.S



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Mehr als ein paar Dächer konnten wir von außen nicht sehen.



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Auch nicht später von weiter oben.



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Dort unten waren wir dann auch ziemlich alleine, nur gelegentlich liefen uns mal andere Touristen über den Weg.



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Wem hier gedacht wird, konnte ich leider nicht herausfinden.



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Heilige Figur?



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Heiliger Bimbam?S


Gefühlt waren wir jetzt schon wieder halb vom Berg runter. Wir hatten schon überlegt, ob es nicht sinnvoller wäre, einfach weiter bergab nach Hota zu wandern und von dort mit dem Zug zurück nach Kanaya zu fahren. Aber dann hätten wir ja unseren Rückfahrtschein für die Seilbahn verschenkt und wenn ich mir das mal auf der Karte ansehe, wäre es dann doch ein gutes Stück mehr zu laufen gewesen - aber ein paar Stufen hätten wir uns vermutlich wirklich gespart.



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Also doch wieder hinauf. So schön es auch war, uns ging bei den ganzen Treppen dann doch ein wenig die Puste aus.



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Vielleicht war es doch besser, dass wir nicht auf den Fuji wandern konnten...



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Man muss aber auch dazu sagen, dass die Webseite ein wenig optimistisch ist. Für den Rundgang über das Areal werden dort 90 Minuten veranschlagt. (©mico)



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Das schafft man aber wohl nur, wenn man bei den verschiedenen Attraktionen nicht länger verweilt. Wir waren letztendlich zwei Stunden unterwegs.



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Eine weitere Attraktion findet sich entlang der Wege im unteren Teil des Geländes.



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Über 1.500 kleine Figuren wurden ab 1779 von Jingoro Ono und seinen 27 Schülern (auch für den großen Buddha verantwortlich) in diversen Felsspalten und Höhlen platziert.



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Sie stellen die 1.500 Arhats (Sengohyaku Rakan) dar. Es handelt sich um buddhistische Heilige ("Der Würdige").



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Viele der Figuren wurden 1868 von einer Anti-Buddha-Bewegung zerstört, nur gut 500 blieben wohl erhalten.



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Die übrigen werden nach und nach restauriert, kommen bis dahin aber etwas kopflos daher.



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Der Weg führt auch vorbei an einem kleinen "Wasserfall". Weshalb da extra eine Treppe hinaufführt (Sackgasse), konnte ich leider nicht herausfinden.



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Bei einem Blick über die Landschaft erspähten wir nochmal die Spitze des Riesenbuddhas.



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Hab ich eigentlich schon erwähnt, dass wir froh waren, als wir die Treppen endlich hinter uns hatten?S



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Mit einem letzten Blick auf Kyonan näherten wir uns schließlich wieder der Seilbahnstation.



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Ohne Umwege begaben wir uns in die Gondel und fuhren wieder nach unten.



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Schließlich hatten wir noch weitere Pläne...



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Zunächst mussten wir aber eben wieder runterkommen.



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Schade eigentlich, war so eine schöne Aussicht.


In der Talstation angekommen führte uns mico entlang der Hauptstraße wieder am Bahnhof vorbei zum Fährhafen. Wir waren tatsächlich ein wenig früher dran als geplant, sodass wir uns nach dem Ticketkauf zu je 720 Yen noch ein wenig im Hafengebäude umsehen konnten. Neben dem Ticketschalter gibt es dort noch einen großen Shop, vorwiegend mit Süßigkeiten und weiteren Lebensmitteln, vor allem aber Fischprodukten. Obwohl ich durchaus eine kleine Stärkung vertragen hätte, verzichteten wir meines Wissens. Stattdessen holte ich mir später auf der Fähre ein Softeis. Mit erheblichen Sprachschwierigkeiten, dabei wollte die Dame hinter der Theke nur wissen, welche Sorte ich gerne hätte. Als mich schließlich ein Amerikaner aufklärte, kramte die Dame auch eine englische Karte raus - hätte man ja ruhig mal früher dran denken können...



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Wir hatten es uns zunächst auf den Sesseln unter Deck bequem gemacht.



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Zur Abfahrt wechselten wir aber auf das Oberdeck wegen der besseren Aussicht.



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Auch wenn dort recht anschaulich davor gewarnt wurde, dass nicht nur Gutes von oben kommt.S



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Pünktlich gegen 13:15 Uhr legten wir ab.



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Von hier unten war auch die Sägenform des Nokogiriyama zu erkennen - also wenn man es weiß und ein klein wenig Fantasie hat.



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Und hier sieht man, wie die Westseite des Berges quasi in die Bucht von Tokio hineinragt.



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Zeit, sich von Kanaya zu verabschieden.



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Und da hinten thront noch ein Kannon über der Bucht von Tokio. Die 1961 fertiggestellte Tokyo-wan Kannon mit einer Höhe von 56 Metern.



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Die Arme bilden zwei Aussichtsplattformen, die über eine Wendeltreppe im Inneren zugänglich sind.



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Immer weiter ging es hinaus in die Bucht von Tokio - bzw. eigentlich den Uraga-Kanal, der die Zufahrt zur Bucht bildet, je nach Definition aber auch dazugehört.



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Mit 400-700 Schiffen täglich handelt es sich um eine der meistbefahrenen Wasserstraßen der Welt.



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Egal in welche Richtung man schaute, es war immer mindestens ein Schiff im Blick.



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Und die Fähre muss da einmal quer zwischendurch.



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Respekt an die Kapitäne, die da den Überblick behalten und trotz der Trägheit ihrer Gefährte aneinander vorbeikommen.S



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Bis ganz an den Bug kam man oben leider nicht, man konnte nur ein wenig seitlich am Rumpf vorbeischauen.



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Wir waren übrigens auf der 1989 in Dienst gestellten Shirahama-maru unterwegs. Die etwas jüngere (1992) Kanaya-maru kam uns entgegen.



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Langsam näherten wir uns also dem anderen Ufer, genauer gesagt dem Ort Kurihama, zur Stadt Yokosuka gehörend.



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Kurz vor der Küste liegt die Insel Kaishima. Zwei kleine Felsen mit einem Leuchtturm von 1916 und einer alten Seelöwen-Beobachtungsstation - heute wohl zur Beobachtung von Wellen und Winden.



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Im Hafen von Kurihama wurden wir direkt von der Yokosuka Thermal Power Station begrüßt.


Der erste Block dieses Kraftwerks ging 1960 ans Netz, damals noch kohlebefeuert. Später wurde auf Schweröl umgestellt und auf 8 Blöcke erweitert, womit es sich seinerzeit um das größte Wärmekraftwerk der Welt handelte. Zusätzlich wurden zwei Gasturbinen installiert, die mit Leichtöl bzw. Erdgas liefen. Aufgrund der steigenden Ölpreise wurden die einzelnen Blöcke in den 2000ern nach und nach bis 2010 abgeschaltet, nach dem Tsunami von 2011 (Stichwort Fukushima) wurden Teile des Kraftwerks aber wieder hochgefahren, um die Energieversorgung des Landes sicherzustellen. Am 31. März 2017 wurde das Kraftwerk endgültig stillgelegt.



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Damals war der Abriss in vollem Gange, inzwischen dürfte bereits der Bau des neuen Kohlekraftwerks (ja, ihr lest richtig...) begonnen haben.



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So oder so, drüben war es irgendwie schöner...S



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Nach gut 35 Minuten legte die Fähre schließlich im Kurihama Port an.



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Weiter ging es nun wieder zu Fuß quer durch die Stadt.



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Vorbei an der Kurihama-Kirche der christlichen Kirche Japans. Das protestantische Kirchengebäude wurde 2006 eingeweiht.



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Wenige hundert Meter weiter stößt man mit dem Kurihama Tenjinsha Schrein wieder auf ein landestypischeres Religionsbauwerk.


Nach etwa zwei Kilometern Fußmarsch erreichten wir den Bahnhof Keikyu-Kurihama. Von dort ging es mit der Keikyu-Kurihama- und der Keikyu-Main-Line (in einem durchgehenden Zug) allmählich wieder zurück in Richtung Tokio. Also nach Norden. Zunächst aber nur bis zur Kanazawa-Hakkei Station, womit wir bereits in Yokohama angekommen waren. Dort sollte noch einmal ein Wechsel des Transportmittels erfolgen. Denn dort befindet sich zugleich eine der beiden Endstationen der Kanazawa Seaside Line. Eine automatisierte Hochbahn ähnlich der SkyLine am Flughafen Frankfurt - also Züge mit Gummireifen auf einer Betontrasse mit Seitenführung. Die 10,6 Kilometer lange Strecke wurde 1989 eröffnet und besitzt 14 Bahnhöfe - wobei der Kopfbahnhof Kanazawa-Hakkei zunächst provisorisch ein gutes Stück vom Eisenbahnbahnhof entfernt gebaut werden musste, da man die eigentlich vorgesehenen Flächen wohl erst kürzlich endlich erwerben konnte. Bei unserem Besuch waren die Verbindungskurve samt Weichenbereich und das neue, direkt an die Eisenbahnstation angeschlossene Bahnhofsgebäude schon klar erkennbar, die Eröffnung fand jedoch erst ein knappes Jahr später statt. Wir mussten also noch unter der Baustelle hindurch zur "provisorischen" Station laufen.



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Leider habe ich tatsächlich kein Bild der Bahn selbst, auch nicht von innen. Nicht einmal die Strecke habe ich abgelichtet.



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Lediglich den Blick durchs Fenster kann ich bieten.



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Rechts der gut besuchte Ottomo Beach, dahinter ein Nissan-Werk samt Teststrecke "GranDrive" und ganz hinten eine Werft der Sumitomo Heavy Industries.


Dort lief 1975 der Tanker "Porthos" vom Stapel, welcher vom Auftraggeber wegen angeblicher Mängel allerdings nicht abgenommen wurde. Als "Oppama" - so nennt sich wohl die Gegend - blieb sie im Besitz der Werft, ehe sie schließlich nach Hong Kong verkauft wurde. Der neue Eigner ließ das Schiff quasi umgehend um 81 Meter verlängern, womit die "Seawise Giant" zum längsten Schiff der Welt wurde - die 458 Meter wurden bis heute von keinem anderen Schiff übertroffen. Als "Happy Giant" und "Jahre Viking" verkehrte der Tanker noch zweimal unter neuem Besitzer, ab 2004 diente sie als "Knock Nevis" nur noch als schwimmendes Rohöllager in Katar. Schlussendlich trat sie als "Mont" die Fahrt zum Schiffsfriedhof an, 2010 wurde sie verschrottet.


Aber das nur am Rande, wir stiegen nach vier Stationen am Bahnhof Hakkeijima aus. mico hatte da doch glatt noch ein Ass im Ärmel. Ein unerwartetes Ass, waren wir doch von einem freizeitparkfreien Sightseeing-Tag ausgegangen. Aber jetzt ragten doch tatsächlich Schienen vor uns ins Meer hinein...



Fazit: Auf mico Adventure Tours war mal wieder Verlass. Gut, die vielen Treppen hätten nicht unbedingt sein müssen, aber wer Schönes sehen will, muss nunmal leiden. Oder so ähnlich. Auf jeden Fall war der Nokogiriyama mit seinen in den Fels gehauenen Figuren die Anstrengung wirklich wert. Und der Blick in die Hölle war auch nicht von schlechten Eltern. Ein schönes Fleckchen Erde, etwas mehr als die veranschlagten 90 Minuten sollte man dafür ruhig investieren - vor allem, wenn man nicht ganz so fit ist. Die Fährüberfahrt war im Gegensatz natürlich deutlich entspannter, dafür war es auf der anderen Seite der Bucht auch nicht mehr so schön. Dass das Highlight dort drüben aber nicht die Seaside Line sein sollte, kam dann doch sehr überraschend...



Weiter zum Yokohama Hakkeijima Sea Paradise


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