Japan - Konnichi waaah!

Sightseeing rund um Mt. Fuji (19.04.2018)


Hätte ich die Tour alleine geplant, hätte ich wohl zwischen Nagoya und Tokio noch zwei Nächte in der Nähe des Fujis übernachtet. Denn den wichtigsten Berg Japans wollten wir nicht nur aus den Achterbahnen heraus bewundern. Nein, ihm widmeten wir sogar einen kompletten Sightseeing-Tag! Zugegeben, wir wollten uns damit auch die Option auf einen Zweitbesuch im Fuji-Q Highland offenhalten. Da mico glücklicherweise interveniert und die Flexibilität bei einer Anreise aus Tokio ins Spiel gebracht hatte, war dieser Aspekt aber nur noch Nebensache. Zumal der Sightseeing-Tag damit auf den Donnerstag gelegt wurde, an dem das Fuji-Q Highland eh geschlossen sein sollte. Im Fall der Fälle hätte eben getauscht werden müssen, was wir wetterbedingt ja schon mit dem für mittwochs angesetzten Erstbesuch dort getan hatten. Das Sightseeing aber ebenfalls verschieben, um die Zweitbesuchs-Option (am Ende womöglich unnötigerweise) zu erhalten, wollten wir aber auch nicht, sodass es beim reinen Sightseeing-Tag am Donnerstag blieb.


Und so ging es früh morgens wieder los zum Bahnhof, unser Zug sollte nämlich bereits um 6:26 Uhr abfahren - das war halt der Nachteil an der Anreise aus Tokio. Mit Umstieg in der Takao Station fuhren wir bis nach Otsuki. Dort ist ein Wechsel auf die private Fujikyu Railway obligatorisch. Die Umsteigezeit war relativ knapp, der Bahnhof ist aber glücklicherweise nicht allzu groß. Zudem gibt es einen Transfer-Bereich, um zwischen den Plattformen der beiden Bahngesellschaften wechseln zu können. Dort stehen auch zwei Säulen zum Scannen der Suica Cards. Eine für rein, die andere für raus. Um kein Risiko einzugehen, wandten wir uns aber direkt an den Schalterbeamten auf der anderen Seite des Durchgangs. Dieser scannte unsere Karten bei sich manuell ein und ließ uns passieren.



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Wir hatten wohl den Kindergarten-Express erwischt.S


Die Geschichte dieser Strecke reicht zurück bis ins Jahr 1900, als der erste Abschnitt einer Pferde-Tram eröffnet wurde. 1903 folgte ein zweiter Abschnitt, allerdings betrieben von einem anderen Unternehmen mit anderer Spurweite. So mussten die Reisenden stets Umsteigen, als sich die beiden Strecken nach Erweiterungen schließlich trafen. 1921 schlossen sich die beiden Unternehmen dann zusammen, die Strecke wurde auf eine einheiltliche Spurweite umgebaut und elektrifiziert. Allerdings reichte dies nicht, um die immer stärker steigende Zahl an Passagieren zu bewältigen. Daher wurde 1926 die Fuji Electric Railway gegründet, welche 1929 eine komplett neue Strecke eröffnete. Das Unternehmen wurde 1960 in Fuji Kyuko (Fuji Express) umbenannt. Die Kurzform ist aber zumindest uns Achterbahnfans wohl geläufiger: Fujikyu, oder eben Fuji-Q. Die Eisenbahn macht heute nämlich nur noch 5% des Umsatzes aus. Sogar die verschiedenen Buslinien des Unternehmens sind deutlich umsatzstärker. Den größten Anteil mit 50% machen aber die zahlreichen Freizeiteinrichtungen aus, die man inzwischen entlang der Bahnstrecke betreibt - darunter auch so ein gewisser Vergnügungspark. Aber zurück zu unserem Tagesausflug. Von Otsuki schlängeln sich die Züge eingleisig mit gemütlichen 60 km/h über die 26,6 Kilometer lange Strecke mit Richtungswechsel in der Mt. Fuji Station. Der Kopfbahnhof war bis 1950 Endpunkt der Strecke, dann wurden die verbliebenen 3 Kilometer bis zur Kawaguchiko Station gebaut.



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Inklusive dem Zwischenhalt am schon mehrfach erwähnten Freizeitpark, den wir aber eben heute noch nicht besuchen konnten.


Zwischen den beiden Endbahnhöfen überwindet die Strecke ziemlich genau 500 Höhenmeter, sodass man in Kawaguchiko auf 857 Metern ankommt. Natürlich hatte das mit dem Scannen unserer Suica Cards in Otsuki irgendwie nicht richtig funktioniert, die automatischen Gates ließen uns nicht passieren. Machte aber nicht viel, am Schalter wurde der Fahrpreis dann einfach manuell abgebucht und wir entlassen - ohne dass wir irgendwas hätten erklären müssen. Übrigens gibt es seit 2019 auch eine Direktverbindung von Shinjuku nach Kawaguchiko mit einem Expresszug von JR, auch mit Halt am Fuji-Q Highland. Allerdings nur dreimal täglich, und der erste Zug kommt erst deutlich nach 10 Uhr an. Die Rückfahrt mit dem letzten Zug dürfte dagegen interessanter sein. Vorausgesetzt man ist bereit, 400 Yen zusätzlich für das Express-Ticket zu investieren.



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Die Fujikyu Railway unterhält seit 1991 übrigens eine Partnerschaft mit der Matterhorn Gotthard Bahn.


Auch wenn ich absolut kein Wandersmann bin, hätte mich eine Wanderung auf den heiligen Berg ja durchaus gereizt. Allerdings darf man den Gipfel des Fuji offiziell nur in den Sommermonaten besteigen. Wir hätten höchstens mit einem Shuttle-Bus zur 2.300 Meter hoch gelegenen Fuji Subaru Line 5th Station fahren können, wo eben im Sommer die meisten Touristen ihren Aufstieg über den Yoshida Trail beginnen. Wir hatten uns stattdessen für ein anderes Touri-Programm entschieden, bei dem wir den Berg aus den verschiedensten Blickwinkeln bewundern und fotografieren konnten. Denn rund um die nördliche Hälfte des Fuji haben die Lavaströme des Vulkans über die Jahrhunderte Flüsse aufgestaut und so fünf Seen gebildet. Die Fuji Five Lakes sind dank jährlich rund 9 Millionen Touristen die Haupteinnahmequelle der Region. Die drei kleineren Seen Motosu, Sai und Shoji waren einst ein einziger See, bis ein gewaltiger Lavastrom diesen teilte. Da der Wasserstand aller drei so entstandenen Seen identisch ist, geht man davon aus, dass sie unterirdisch noch immer miteinander verbunden sind. Der größte und höchstgelegene der fünf Seen ist der Yamanaka-See, die meisten Besucher tummeln sich inzwischen aber rund um den Kawaguchi-See (eben Kawaguchiko). So auch wir.



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Fujikyuko ist auch Betreiber der diversen Sightseeing-Busse, die auf drei Routen zahlreiche Sightseeing-Punkte rund um die vier nördlichen Seen ansteuern.


Natürlich kann man auch für jede Fahrt einzeln zahlen, wir stellten uns aber mit zahlreichen anderen Touristen in die Schlange, um einen Unlimited Ride Pass zu erwerben. Dieser kommt quasi als Postkarte daher (ansonsten waren Postkarten leider Mangelware, wir haben jedenfalls so gut wie nirgendwo welche gesehen), ist an zwei aufeinanderfolgenden Tagen gültig und kostet gerademal 1.500 Yen. Zum Vergleich: Die einfache Fahrt zum am weitesten entfernten Ziel kostet 1.280 Yen. Auch wenn wir nur einen groben Plan für den Tag hatten, sollte sich das also durchaus lohnen, von der Flexibilität ganz abgesehen. Die Bushaltestellen standen bereits voll mit Touristen, wir konnten aber noch einen Platz im nächsten Bus ergattern. Zunächst nutzten wir die Rote Linie, welche sich auf die Ostseite des Kawaguchi-Sees beschränkt. Unser erstes Ziel war Station 11, wo wir schließlich gegen 9:30 Uhr eintrafen. Und wir waren wie schon am Bahnhof nicht allein.



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Wir wollten zunächst mit der Mt. Fuji Panoramic Ropeway hoch hinaus.



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Auf einer Länge von 460 Metern überwindet die 1959 eröffnete Seilbahn 219 Höhenmeter.



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Um uns mit dutzenden anderen Touristen in die Gondel quetschen zu dürfen, brauchten wir aber natürlich noch ein Ticket.



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Dank eines am Bahnhof mitgenommenen Flyers mit Rabatt-QR-Code zahlten wir für einmal rauf und wieder runter 720 statt 800 Yen.


Es dauerte fast 15 Minuten, ehe wir nach unserer Ankunft an der Seilbahn mit eben jener auf den Tenjoyama hinaufschweben konnten. Der Berg ist allerdings eher unter dem Namen Kachi-Kachi-Yama bekannt, denn ein gleichnamiges japanisches Märchen soll eben genau hier spielen. Darin fängt ein Farmer zunächst einen Tanuki (Marderhund) um ihn später zu kochen, ehe er in die Stadt verschwindet. Der Tanuki bettelt daraufhin die Frau des Farmers an, ihn zu befreien, und bietet im Gegenzug quasi Hilfe beim Zubereiten des Essens an. Die Frau fällt darauf herein und befreit das Tier, wird aber umgehend von diesem umgebracht und zu Suppe verarbeitet. Verkleidet als die Frau serviert der Tanuki dem Farmer später die Suppe, bevor er seine wahre Identität preisgibt und seine Tat gesteht. Ein mit dem Farmer befreundeter Hase schwört schließlich Rache, wozu er eine Schein-Freundschaft mit dem Tanuki eingeht. Immer wieder schafft es der Hase, den Tanuki quasi heimlich zu foltern. Unter anderem setzt er einen Stapel Holz in Brand, den der Tanuki für ein Lagerfeuer auf dem Rücken trägt. Dieser bekommt das zunächst nicht mit, fragt sich aber irgendwann, wo denn das Knistern herkommt. Daraufhin antwortet der Hase, dass dies vom Kachi-Kachi-Yama, also dem Knister-Knister-Berg, ganz in der Nähe komme. Wenig später verbrennt sich der Tanuki schließlich den Rücken. Höhepunkt des Märchens ist dann ein kleiner Wettkampf, bei dem beide Tiere mit Booten auf den See hinausfahren. Der Tanuki hat allerdings ein Boot aus Matsch, welches sich schnell auflöst, woraufhin der Tanuki ertrinkt.  Wie üblich gibt es verschiedene Versionen des Märchens, die sich in Details unterscheiden. Wahlweise ist der Tanuki also so doof und baut das Boot selbst aus Matsch, oder der Hase baut beide Boote - was letztlich auch nicht viel cleverer ist.



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Ein so gewalttätiges Märchen ließen die putzigen Figuren auf den Dächern der beiden Seilbahngondeln gar nicht vermuten.



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Die weiteren Figuren rund um die Bergstation, welche Szenen aus dem Märchen darstellen, habe ich zwischen all den Touristen tatsächlich übersehen.



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Aber zurück zu unserem Besuch des Knister-Knister-Bergs. Die Aussicht war schon aus der Seilbahn super.



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Von ganz oben kann man nahezu den gesamten Kawaguchi-See überblicken.



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Die diversen Dörfer rund um den See schlossen sich 1956 zur Stadt Kawaguchiko zusammen.



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Mit dem Beitritt weiterer Gemeinden 2003 (und 2006) wurde daraus Fujikawaguchiko. Die Stadtteile erstrecken sich damit nun über vier der fünf Fuji-Seen.


Im obigen Bild sieht man zudem den großen Souvenirshop an der Bergstation. Und Souvenirs bedeutet in Japan meist unzählige Süßigkeiten, welche durch ihre Form oder zumindest die Verpackung auf die entsprechende Sehenswürdigkeit schließen lassen sollen. Ansonsten gibt es noch den üblichen Kleinkram, der sich ebenfalls in eine entsprechende Form bringen oder mit einem Bild bedrucken lassen kann. Ein paar frisch gegrillte Snacks werden hier ebenfalls verkauft und auf dem Dach wurde eine Aussichtsplattform eingerichtet.



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Die braucht man allerdings nicht zwingend, um das Objekt der Begierde zu erspähen.



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In gut 16 Kilometern Entfernung ragt der 3.776 Meter hohe Gipfel des Fuji in den Himmel.



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Damit ist er der höchste Berg Japans. Und seine für Schichtvulkane typische Kegelform ist einfach eine Augenweide.


Da ist es kaum verwunderlich, dass der Fujisan im Shintoismus als heilig gilt. Ein Mönch soll im Jahr 663 als erster den Ausblick vom Gipfel genossen haben. Die Göttin des Fuji ist Prinzessin Konohanaskuya, welche in landesweit rund 1.300 Sengen-Schreinen verehrt wird. Der Fujisan Hongu Sengen Taisha als Hauptsitz dieser Schreine wurde 806 am Fuße des Fuji erbaut - das Gebiet rund um den Gipfel gilt allerdings ebenso als Schreingelände. Die Verehrung des Fuji beschränkt sich zudem nicht auf den Shintoismus. Im Buddhismus spielt der Berg ebenfalls eine Rolle und auch diverse Sekten sind dem Vulkan zugeneigt. Ganz zu schweigen von den Touristen. In der kurzen Gipfelsaison wandern täglich bis zu 3.000 Menschen auf den Fuji, da die Besteigung als eher anspruchslos gilt.



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Wie schon mehrfach erwähnt, ist der Fuji vulkanischen Ursprungs. Er gehört zum Pazifischen Feuerring und ist nach wie vor aktiv.



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Das Ausbruchsrisiko wird allerdings als gering eingestuft, die letzte Eruption ereignete sich 1707. Und was erblickt der geneigte Coasterfan da unten links?



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Schienen! So nah und doch so fern...



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Bevor unsere sabbernden Münder eine Überschwemmung auslösen konnten, wandten wir uns lieber wieder der Natur zu.



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Schließlich hatten wir im Gegensatz zum Vortag ein absolut traumhaftes Wetter.



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Und damit einen (fast) wolkenfreien Blick auf den Fuji - dieser soll ja bei weitem nicht jedem Touri vergönnt sein.S



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Zwischendurch zog auch ein Greifvogel seine eleganten Kreise vor dem Fuji. Angesichts der Schwanzform dürfte es ein (Schwarz-)Milan gewesen sein.



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Selfie-Versuche gab es natürlich auch zu Genüge. Letztendlich kam da aber nichts allzu Schönes bei raus. Deswegen übernahm Alron das für mich.S(©Alron)



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Für die Wanderung über den Gipfel des Tenjo bis zum benachbarten Mitsutoge fehlte uns etwas die Zeit. Stattdessen kehrten wir langsam zur Seilbahn zurück.



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Ein Blick durch das Herz-Gestell während dem Läuten der Glocke soll Paaren Glück für die Beziehung sichern.



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Außerdem gibt es neben dem Souvenirshop auch noch einen kleinen Kaninchenschrein.



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Natürlich dem Kaninchen aus dem Märchen gewidmet.


Nicht ganz eine Stunde verbrachten wir auf dem Tenjoyama, ehe wir uns wieder in die Gondel der Seilbahn quetschten. Zurück an der Talstation warteten wir auf den nächsten Sightseeing-Bus, mit dem wir weiter um den See herumfuhren. Am nördlichen Ufer des Kawaguchi-Sees - also quasi einmal halb herum - befindet sich die Endhaltestelle der roten Linie. Und die gehörte gleichzeitig zu unserem zweiten Tagesziel, dem Oishi Park.



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Den hatte mico herausgesucht, weil man dort den Blick auf den Fuji mit der Kirschblüte und vielen bunten Blumen kombinieren können sollte. (©Alron)



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Allerdings hatten wir uns doch etwas mehr davon versprochen. Wir hatten offenbar einen ungünstigen Zeitpunkt zwischen den Blütezeiten erwischt.



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Die Kirschblüte war - wie wir ja bereits bei anderen Sightseeing-Zielen festgestellt hatten - schon weitestgehend vorüber.



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Und der Lavendel blüht erst im Sommer. Einzig die weißen und pinken Phlox - oder Flammenblumen - brachten ein wenig Farbe an die 350 Meter lange Promenade.



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Trotzdem reichte es für ein paar schöne Bilder der Natur und natürlich vom Fuji.



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Auch wenn letzterer sich allmählich doch von ein paar leichten Wolken verhüllen ließ. Man sieht also: Früh aufstehen lohnt sich.S



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Alternativ könnte man sich natürlich auch ein Zimmer im Hoshinoya Fuji gönnen. Da müsste man das Bett gar nicht verlassen, um den Fuji sehen zu können.S



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Ob man von dort allerdings auch die Schienen am Horizont sehen könnte, weiß ich nicht.



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Es gibt übrigens nicht nur diesen einen Fuji.


Das Original ist nämlich derart bekannt und beliebt, dass zahlreiche andere Berge in Japan ebenfalls diesen Namen tragen. Also inoffiziell natürlich und mit einem Zusatz vorweg. So wird der Berg Yotei auch Ezo-Fuji genannt, wobei Ezo als alte Bezeichnung für die Insel Hokkaido auf den Standort des Berges schließen lässt. Alle diese Berge sollen mehr oder weniger dem Fuji ähneln oder eine annähernd ähnliche Bedeutung haben.



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Und im Oishi Park hat man Steine von 252 dieser verschiedenen Fujis aus dem ganzen Land zu einem Mini-Fuji zusammengestellt.



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Der geht zwischen den zahllosen Perspektiven auf den großen Fuji allerdings etwas unter.


Quasi direkt neben dem großen Parkplatz mitsamt Bushaltestelle gibt es natürlich auch hier einen Souvenirshop. Dieser kommt als Kawaguchiko Natural Living Center daher und bietet neben den fertigen Lebensmitteln auch Kurse an, bei denen man selbst Hand anlegen kann. So kann man im Sommer beispielsweise Kirschen oder Blaubeeren auf den umliegenden Farmen pflücken (und auch direkt futtern), oder man macht seine eigene Marmelade - vorwiegend aus Blaubeeren, andere Geschmacksrichtungen sollen aber auch möglich sein. Wir selbst gönnten uns zum Mittag nur ein Eis, ehe wir dem Oishi Park nach einer guten halben Stunde wieder den Rücken kehrten.


Allerdings hatten wir noch keine weiteren Pläne für den Tag. Bei der Vielzahl an möglichen Zielen rund um die fünf Seen hatten wir uns nur diese beiden Must-Dos herausgesucht, den Rest des Tages wollten wir spontan verplanen. Es hätte ja auch sein können, dass der Tag zugunsten eines Zweitbesuchs im Fuji-Q Highland ganz oder zumindest teilweise entfallen wäre. So überflogen wir nun also ein wenig die Karte und stießen auf eine Ice Cave, also eine Eishöhle. Bei den wieder sommerlichen Temperaturen schien uns das ein lohnendes Ziel zu sein, sodass wir zunächst wieder mit der roten Linie zurück auf die andere Seite des Kawaguchi-Sees bis zum Bahnhof fuhren. Wir hätten zwar auch vorher schon umsteigen können, dies erschien uns aber die sicherere Methode zu sein. Weiter ging es mit der grünen Linie, welche südlich des Kawaguchi-Sees weiter gen Westen und schließlich komplett um den zweiten See, den Saiko, herumführt.



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Nach der idyllischen Fahrt am Südufer des Sai entlang, vollführt die Route eine Schleife durch den Aokigahara, auch bekannt als Fuji-Baummeer.


Es handelt sich dabei um einen weitläufigen und dichten Wald, welcher unter Natur- und Denkmalschutz steht und obendrein diverse seltene Tier- und Pflanzenarten beheimatet. Bekannt ist der Aokigahara allerdings auch als Selbstmord-Wald. Zahlreiche Menschen ziehen sich in die Tiefen des Waldes zurück, um dort versteckt Suizid zu begehen. Seit 1971 wird der Wald daher jährlich nach Leichen durchkämmt, allein 2003 fand man wohl deren 105. Und man geht davon aus, dass aufgrund des dichten Unterholzes bei weitem nicht alle gefunden werden konnten. Ursächlich für die Beliebtheit des Waldes bei Selbstmördern sollen zwei Romane von 1957 und 1960 sein, in denen die Protagonisten eben hier Suizid begangen. Weitere Romane, Mangas, Horrorfilme und Computerspiele greifen dies ebenfalls auf und im 1993 erschienen Werk "The Complete Manual of Suicide" wird der Aokigahara sogar als "perfekter Ort zum Sterben" empfohlen. Nach einer guten Stunde erreichten wir schließlich die Station Nummer 71 mitten in diesem angeblich verfluchten Wald. Und wir standen erstmal mutterseelenallein dort an der Straße. Glücklicherweise entdeckten wir recht schnell den Parkplatz samt großem Souvenirshop schräg gegenüber. Auf dem Werbeschild stand allerdings nur Fugaku Lava Cave, von der gesuchten Ice Cave war nichts zu sehen. Wie wir inzwischen wissen, hätten wir für diese noch einen knappen Kilometer weiter laufen (oder eine Station mit der blauen Linie fahren) müssen.



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Stattdessen waren wir an der Wind Cave gelandet.


Macht aber nichts, denn wie man dem Schild entnehmen kann, gibt es rund um den Fuji an die 80 Höhlen. Ice und Wind Cave sind ebenso nationale Naturdenkmäler wie die Bat Cave. Letztere ist mit 350 Metern die längste Lavaröhre, die Wind Cave kommt immerhin auf eine Länge von 201 Metern, wohingegen die Ice Cave mit 156 Metern die kleinste der drei Höhlen gewesen wäre. Auch hier bekamen wir wieder einen kleinen Rabatt, wir zahlten für die Besichtigung der Höhle 300 Yen.



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In diesem Preis inbegriffen ist auch ein Helm, hier und da ist die Deckenhöhe selbst für kleine Japaner etwas knapp. (©Alron)



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Ein kurzer Blick auf die Karte, dann machten wir uns auf die Reise zum Mittelpunkt der Erde... Ach ne, falscher Tag.S



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Mitten im Wald klafft ein kleines Loch im Boden. Der Eingang zur Höhle.



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Natürlich für die Touristen gut ausgebaut mit Treppen.



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Hinab in die Tiefe.



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Kaum unter der Erde, waren auch schon die ersten Eiszapfen zu bewundern. Die Durchschnittstemperatur in der Höhle beträgt wohl 3°C.



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Am Ende der Treppe heißt es dann erstmals Kopf einziehen.



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Gleich darauf folgte eine gewaltige Eisformation am Wegesrand, die sich offensichtlich nicht von einem Zaun in die Schranken weisen ließ.S



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Dabei wäre da hinten doch durchaus noch etwas Platz gewesen, um sich ausbreiten zu können.



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Richtig cool wirkt der Eisblock aber erst mit der passenden Beleuchtung.



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Auch wenn dies NICHT die Ice Cave war, würde ich das Eis durchaus als Highlight dieser Höhle bezeichnen.S



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Im weiteren Verlauf öffnet sich die Höhle ein wenig nach oben und erreicht ihre maximale Höhe von fast 9 Metern.



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Hier hab ich doch glatt das eigentlich angepriesene Lavaregal fast verfehlt. Es geht um diese längliche Formation links im Bild, quasi das Regalbrett.



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Nicht zu übersehen war dagegen der Lava-Teich.



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Und hier soll die nach und nach erkaltete Lava aufeinanderliegenden Seilen gleichen.



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Fast am hintersten Ende der Lavaröhre stößt man schließlich auf ein großes Regal.



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Vor der Erfindung des elektrischen Kühlschranks lagerte man hier Kokons von Seidenraupen oder hielt diverse Samen frisch.



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Das hintere Ende der Höhle ist stark mit Moos bewachsen.



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Zurück ging es dann quasi auf gleichem Wege, nur halt auf der anderen Seite des Geländers.S(©Alron)



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Ohne Helm hätte ich definitiv die ein oder andere Beule davongetragen.



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Nochmal am blauen Eis vorbei, dann erreichten wir auch schon wieder das Tageslicht.


Für den Rundgang durch die Wind Cave werden 15 Minuten angegeben. Wir haben uns wirklich Zeit gelassen, waren aber dennoch nur gut 20 Minuten unter Tage. Und ich würde schon sagen, dass sich der Abstecher gelohnt hat. Schließlich bekommt man auch während der Busfahrt einige spektakuläre Aussichten geboten. Die lassen sich nur leider nicht so gut fotografisch festhalten, weil man meist zu langsam ist, oder die Scheiben der Busse nicht unbedingt blitzeblank geputzt sind. Entsprechend habe ich auch von der wiederum einstündigen Rückfahrt entlang des Nordufers des Sai-Sees keine Bilder. Eigentlich hatten wir auch nichts weiter vor und waren im Begriff, die Heimreise anzutreten. Kurz vor dem Bahnhof entschieden wir uns aber doch nochmal zu einem kurzen Zwischenstopp an Station 6, dem Yagisaki Park.



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Wie im Oishi Park steht auch hier der Lavendel im Vordergrund. Diesen Teil des Parks haben wir aber nicht weiter erkundet.


Denn der Yagisaki Park erstreckt sich auf einer Landzunge in den Kawaguchi-See hinein, was allerdings erst mit einer größeren Erneuerung richtig ausgenutzt wurde. Zuvor gab es dort nur eine große Schotterfläche, welche wohl unter anderem als Parkplatz genutzt wurde, sowie einen kleinen Tennisplatz. Von November 2016 bis Dezember 2017 bekam dieser Teil des Parks eine komplett neue Optik, bei unserem Besuch war also noch ziemlich alles frisch.



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Statt Schotterplatz hat man eine große Rasenfläche mit leichten Hügeln und geschwungenen Wegen angelegt.



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Wobei das extrem kurze Gras auf mich jetzt nicht unbedingt den frischesten Eindruck machte.



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Am Horizont in der Bildmitte ist übrigens der am morgen besuchte Oishi Park zu erahnen.



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Und in der anderen Richtung sieht man die Kachi-Kachi-Seilbahn.



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Für solche Sehenswürdigkeiten hätte man eher einen Hinweis gebraucht als für den kaum zu übersehenden Fuji - außer der versteckt sich mal wieder in den Wolken.S



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Den besten Blick gibt es aber eh vom höchsten der künstlichen Hügelchen.



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Auf einer kleinen Insel im See nordöstlich des Yagisaki Parks ist eine sechseckige Hütte zu erkennen.


Es handelt sich hierbei um den Rokkakudo (sechseckiger Tempel), welcher 1994 errichtet wurde. Es handelt sich allerdings nicht wirklich um einen Tempel, sondern lediglich um eine Art Denkmal. Das Gebäude markiert die Stelle, an der im Jahr 1274 ein Tempel errichtet worden sein soll. Starke Regenfälle zusammen mit der Schneeschmelze überschwemmten und zerstörten diesen allerdings 1559, woraufhin ein neuer Tempel südlich des Yagisaki Parks errichtet wurde.



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Im Westen ist ein kleines Inselchen mit einer Hütte über zwei Brücken an den Rest des Parks angeschlossen.



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Ein ganz besonders idyllisches Plätzchen, welches der Großteil der übrigen Touris links liegen ließ.



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Klar, die meisten haben nur Augen für den Fuji, die übrige Natur wird da gerne übersehen.



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Dabei ist die doch mindestens genauso schön.



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Na, wer findet den Oishi Park?S



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Ok, auch wir haben noch ein letztes Bild vom Fuji geschossen, ehe wir nach einer knappen halben Stunde endgültig die Heimreise antraten.


Mit dem Bus (ob rote oder grüne Linie entzieht sich nun leider meiner Kenntnis) fuhren wir zurück zum Bahnhof und stiegen sogleich wieder in den Zug der Fujikyu Railway. Im Vorbeifahren heizten die schon mehrfach erwähnten, etwas wilder gebogenen Schienen die Vorfreude auf den Folgetag nochmals an, dann lehnten wir uns entspannt zurück und ließen diesen eindrucksvollen Tag erstmal sacken.



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Nagut, wenn man ihn grad so schön sieht... Das war's jetzt aber wirklich mit Fuji-Bildern. Versprochen! Also für diesen Bericht.


Auf dem Rückweg klappte das mit dem Umsteigen in Otsuki auch besser, sodass wir schlussendlich ganz entspannt wieder in Tokio ankamen. Eine Stunde früher als in unserer Planung, aber trotzdem spät genug. Schließlich sollte der nächste Tag nochmal so früh beginnen. Nach einem wie immer schmackhaften Abendessen ging es daher schnellstmöglich ins Bett.



Fazit: Der Fuji ist nicht umsonst der bekannteste Berg Japans. Er ist einfach wunderschön. Und auch in seiner Umgebung gibt es einiges zu sehen. Sicherlich gibt es dazu noch andere Möglichkeiten, als die Touristenhochburg Kawaguchiko. Aber wenn man sich von den Menschenmassen nicht zu sehr stören lässt, ist es wohl eine der entspanntesten. Mit den Sightseeing-Bussen kommt man überall hin und je weiter man fährt, desto ruhiger wird es auch. Meine persönlichen Highlights waren die Wind Cave und der wolkenfreie Blick auf den Fuji vom Tenjoyama. Einfach ein fantastisches Bild, welches man nicht so schnell aus dem Kopf bekommt.



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