Japan - Konnichi waaah!

Sightseeing Burg Osaka (08.04.2018)

 

Bereits kurz nach unserer Ankunft in Japan wollten wir uns direkt mit Land und Leuten vertraut machen. Unser erster Programmpunkt war etwas Sightseeing in Osaka. Hierzu gingen wir zurück zum Bahnhof Shin-Osaka und fuhren mit einem Umstieg am Bahnhof Osaka zur Morinomiya Station, wo wir kurz vor 16 Uhr eintrafen. Schräg über die Kreuzung vor dem Bahnhof fanden wir nach kurzer Orientierungsphase auch schon unser eigentliches Ziel. Die Burg Osaka.

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Genauer gesagt den Park, der die Burg umgibt. Das Gelände umfasst eine Fläche von gut einem Quadratkilometer mitten in der Stadt.


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Entlang des Zugangsweges konnte man offenbar einige Pflanzen und anderen Deko-Kram erwerben.


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Am Ende des Weges trafen wir auf einen größeren Platz mit einem Brunnen. Wasserspiele gab es aber keine.


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Nochmal ein ähnlich weites Stück durch den Wald, dann erreichten wir den äußeren Burggraben mit Blick auf ein paar Hochhäuser hinter dem Park.


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Dann ging es die Treppe zum ersten Plateau hinauf.


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Historische Festungsmauern treffen auf moderne Wolkenkratzer im Osaka Business Park.


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Auf der anderen Seite der großen Mauer setzt sich der äußere Burggraben fort.


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Einer der Wachtürme (in dem Fall der Ichiban-yagura Turret) auf den Festungsmauern.


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Dank der breiten Wassergräben und der gewaltigen Mauern hielt man die Burg als uneinnehmbar - dem war jedoch nicht so. Aber dazu gleich mehr.


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An aufmerksamen Wachvögeln vorbei wurde es nun aber Zeit, endlich das eigentliche Burg-Gelände zu betreten.


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Die gibt es natürlich auch in etwas beweglicher. S

Hier gab es entlang der Straße auch einige Stände, die gegrillte Snacks anboten. Das duftete sehr appetitlich und ich hätte zu gerne wie mico mal zugeschlagen. Aber ich hatte Angst, dass ich danach erst recht Hunger haben würde. Es soll aber wirklich gut gewesen sein, auch wenn mico nicht sagen konnte, was er da nun überhaupt gegessen hatte.


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Die Rückseiten der Mauern sind mit (großen) Stufen versehen, damit die Verteidiger sich oben platzieren und die Angriffe abwehren konnten.


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Heute kann man als Tourist die Aussicht auf den umgebenden Park und die Stadt im Hintergrund genießen.


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Wir waren passenderweise genau zur Kirschblüte in Osaka. Auf dem Gelände verteilen sich etwa 4000 der rosarot blühenden Bäume.


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Schließlich trafen wir auf den inneren Burggraben, welcher jedoch nicht zur Gänze mit Wasser gefüllt ist.


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Zwischen den Kirschblüten war auch schon der Hauptturm (Tenshu) der Burg zu erkennen.


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Ein recht unscheinbares Denkmal verweist hier zudem auf die nicht unbedeutende Geschichte des Geländes.

Jetzt wäre es von Vorteil, sich in den diversen Ausrichtungen des Buddhismus auszukennen. Tue ich aber nicht und je mehr ich dazu lese, desto weniger verstehe ich. Die verschiedenen Quellen widersprechen sich zudem teilweise, die von mir wiedergegebene Geschichte ist also eher eine Variante, für deren Korrektheit ich keine Garantie übernehme. Hier geht es jedenfalls um den von Shinran Shonin gegründeten, aber erst durch Rennyo Shonin großgewordenen, Jodo-Shinshu - oder auch Shin-Buddhismus. Der Haupttempel befand sich damals nahe Kyoto, Rennyo zog sich jedoch 1496 in die Nähe der ehemaligen japanischen Hauptstadt Naniwa zurück. Dort baute er sich einen kleinen Tempel für persönliche Andachten, der trotz seines Wunschs nach Ruhe und Isolation schnell zahlreiche Anhänger anlockte und schließlich zum Ishiyama Hongan-ji ausgebaut wurde. Zeitgenössische Dokumente beschreiben die Lage auf einem "großen Hügel" (大坂, Ozaka). Damit waren sie wohl die ersten, die den Ort so nannten, der heute nach Tokio und Yokohama zur drittgrößten Stadt Japans geworden ist. Nach der Zerstörung des vorherigen Haupttempels in der Nähe von Kyoto wurde Ishiyama Hongan-ji nicht nur zum neuen Haupttempel, sondern auch zu einer Festung ausgebaut. Zu dieser Zeit brachte der Feldherr Oda Nobunaga große Teile Japans unter seine Kontrolle. Diesen Tempel belagerte er jedoch 11 lange Jahre erfolglos, ehe der Abt Kennyo 1580 endlich zur Aufgabe überredet werden konnte. Einige Quellen behaupten, die Mönche hätten daraufhin den Tempel selbst in Brand gesteckt, damit Nobunaga keine materiellen Werte in die Hände fielen. Nobunaga wurde 1582 von einem seiner Generäle in einem Überraschungsangriff gefangen genommen. Um seinem Gegner nicht lebend in die Hände zu fallen, begann der schwerverletzte Nobunaga Suizid. Sein Nachfolger wurde Toyotomi Hideyoshi, der im Jahr darauf die Burg Osaka auf dem Gelände des Ishiyama Hongan-ji erbauen ließ. Und damit nochmal kurz von der grauen Vergangenheit zu unserem Besuch.


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Noch zwischen äußerem und innerem Graben befindet sich der Hokoku Schrein. Ein Schrein des Shintoismus, der zweiten bedeutenden Religion in Japan.


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Aufgrund der langen gemeinsamen Geschichte sind Shintoismus und Buddhismus aber gar nicht so leicht auseinanderzuhalten.


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Die berühmten japanischen Torii sind aber eher an Shinto-Schreinen zu finden, weshalb diese mit einem solchen auf Karten markiert werden.


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Der Schrein wurde 1879 zu Ehren von Toyotomi Hideyoshi erbaut. Vor dem Torii ist zudem eine Statue von ihm zu finden.


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Danach überquerten wir den inneren Graben und näherten uns durch das Sakura Tor endlich dem Hauptturm.


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Die Burg wurde wie gesagt ab 1583 erbaut. 1598 verstarb Hideyoshi, der die von Nobunaga begonnene Einigung Japans fortgesetzt hatte.

Sein Sohn Toyotomi Hideyori sollte natürlich sein Erbe antreten, bis zu seiner Volljährigkeit übernahm jedoch der "Rat der Fünf Regenten" die Regierungsgeschäfte. Eigentlich sollte so verhindert werden, dass einer der fünf Regenten die Kontrolle übernimmt. Aber unmittelbar nach Hideyoshis Tod spalteten sie sich in zwei Lager auf und es kam zu einem Bürgerkrieg, den Tokugawa Ieyasu 1600 in der Schlacht von Sekigahara für sich entschied. Toyotomi Hideyori, der mit seiner Mutter in der Burg Osaka lebte, wurde zunächst verschont und versicherte Ieyasu seine Loyalität. Dennoch griff dieser 1614 die Burg an, die Belagerung schlug jedoch fehl und es wurde ein Friedensvertrag geschlossen. Hideyori schüttete wie vereinbart den äußeren Burggraben zu. Ieyasu hielt sich dagegen nicht an den Vertrag und griff 1615 mit einem größeren Heer erneut an. Die einst uneinnehmbare Burg wurde eingenommen und vollständig zerstört, Hideyoris Truppen wurden vernichtet, ihm selbst und seiner Mutter wurde der Suizid gestattet. Das Tokugawa-Shogunat regierte Japan schließlich über 250 Jahre. Mit strikter Abschottungspolitik und polizeistaatähnlicher Überwachung der Bevölkerung erreichte man eine ungeahnte innere Stabilität und kulturelle Blüte.


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1620 begann der Wiederaufbau der Burg Osaka durch die Tokugawas.

Aber schon 1660 wurde zunächst das Munitionslager durch einen Blitzeinschlag zur Explosion gebracht, ehe 1665 der Hauptturm ebenfalls nach einem Blitzeinschlag vollständig abbrannte. Eine wichtige Rolle zur Kontrolle des westlichen Japans spielte die Burg weiterhin, sie wurde jedoch erst 1843 wieder aufgebaut. Im Jahr 1852 sandte US-Präsident Millard Fillmore eine Expedition unter dem Kommando von Matthew Perry nach Japan, um die Öffnung der japanischen Häfen zu erzwingen. Ein entsprechender Vertrag wurde 1854 geschlossen. Daraufhin begannen allerdings einige Lehnsfürstentümer gegen das Shogunat zu rebellieren und forderten die Erneuerung der Macht des Tenno, also die Rückkehr zum Kaiser. Das Tokugawa-Shogunat wurde 1868 gestürzt und bei den Kriegen wurde auch die Burg Osaka wieder zerstört. Die neue Meiji-Regierung nutzte die Überreste anschließend für eine Kaserne.


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Der Hauptturm wurde 1931 mit Spendengeldern erneut aufgebaut. Diesmal jedoch nicht wie üblich vorwiegend aus Holz, sondern aus Beton.


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Gleichzeitig entstand ein neues Hauptquartier für die vierte Division der Kaiserlich Japanischen Armee. Nach dem zweiten Weltkrieg war hier ein Polizeihauptquartier untergebracht.


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Von 1960 bis 2001 beherbergte das Gebäude das Osaka City Museum, seit Oktober 2017 ist es nun eine Art Einkaufszentrum mit Souvenirshops und Restaurants.


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Das Museum (jetzt Osaka Museum of History) wurde auf 5 Etagen eines nagelneuen Hochhauses in der Nähe verteilt. Das kleinere, rundliche in der Bildmitte.


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Der Hauptturm wurde natürlich auch 1945 im zweiten Weltkrieg wieder beschädigt.


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Bei der (bisher) letzten Restaurierung 1997 wurde auch ein Aufzug ergänzt, der leider ein wenig die Optik des historischen Turms beeinträchtigt.


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Mit einer derart bewegenden Geschichte wurden die Überreste der Burg 1955 zu einer "Special Historic Site" ernannt.


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Im Hauptturm befindet sich inzwischen ein Museum zur Geschichte der Burg und zu Toyotomi Hideyoshi. Ganz oben gibt es eine Aussichtsplattform.


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Da es bis zur Schließung aber nicht mehr so wirklich lange hin war, verzichteten wir auf den Besuch und beließen es bei Bildern von unten. S 


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Auch auf eine Fahrt mit dem Boot durch den Burggraben verzichteten wir.


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Die andere Seite des Parks mit dem Nishinomaru Garden ließen wir ebenfalls aus.


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Auf dem großen Platz vor dem Hauptturm kann man aber auch noch einen japanischen Garten bewundern (das Bild ist von mico, meine waren nix).

Außerdem wurden mitten auf dem Platz 1970 zwei Zeitkapseln mit jeweils über 2000 Objekten und Aufzeichnungen vergraben. Damals fand in Osaka nämlich die Weltausstellung statt. Die tiefere Kapsel soll 5000 Jahre unter der Erde verbleiben und erst im Jahr 6970 wieder geöffnet werden. Die obere Kapsel schaut dagegen sogar aus dem Boden heraus. Leider hat sie offenbar keiner von uns bemerkt, sodass ich kein Bild davon vorweisen kann. Sie soll wohl alle 100 Jahre geöffnet werden, um die neuesten Konservierungsmethoden anzuwenden.


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Nachts wird der Turm offensichtlich kräftig beleuchtet. So lange hatten wir aber auch nicht vor zu bleiben.


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Wasserwaagen hatten sie damals in Japan offenbar auch nicht.

Brauchten sie aber auch nicht, bei dieser Bauweise - die bei vielen der japanischen Burgen zum Einsatz kam - wurden einfach große Steine aufeinandergeschichtet und die Zwischenräume  dann mit kleineren aufgefüllt. Mörtel oder dergleichen setzte man nicht ein, sodass sich die Steine bei Erdbeben etwas bewegen konnten, ohne gleich zu Beschädigungen oder gar dem Einsturz der Burgen zu führen.


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Ein bisschen musste aber auch hier offensichtlich schon ausgebessert werden.


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Beziehungsweise sieht es so aus, als sei dieser ganze Durchgang noch relativ neu?


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Inzwischen war es bereits nach 17 Uhr und wir machten uns allmählich wieder auf den Weg zurück zum Bahnhof.

Gegessen hatten wir seit dem Frühstück im Flieger noch nichts, sodass unsere Mägen nun doch ziemlich knurrten. In Shin-Osaka suchten wir daher die Untergeschosse des Bahnhofs nach einem geeigneten Lokal für unser erstes japanisches Abendessen ab. Praktischerweise wird in diesem Land meist ein Großteil der Speisekarte aus Plastik im Schaufenster präsentiert, sodass man direkt weiß, was man bekommt. Also zumindest, wie das aussieht, was man bestellen möchte. Fand ich richtig super, vor allem um die Menge abschätzen zu können. Die Speisekarten selbst waren auch meist bebildert, sodass die Bestellung ganz einfach per Fingerzeig funktionierte. An diesem Abend sollte uns eine leckere Nudelsuppe sättigen, wobei Alron mir erstmal zeigen musste, wie man diese Stäbchen überhaupt richtig hält (vielen Dank nochmals!). Dafür, dass ich noch nie zuvor mit Stäbchen gegessen hatte, bekam ich das nach dieser kurzen Instruktion überraschend gut hin. Eine Gabel nahm ich während des restlichen Aufenthalts tatsächlich nicht mehr in die Hand, bis auf 1-2 Ausnahmen, die man einfach mit Messer und Gabel essen musste. Gut gesättigt konnten wir anschließend endlich in unsere Betten fallen. Am nächsten Tag sollte schließlich schon der erste Freizeitpark der Tour besucht werden. Und zwar direkt einer der Big Player...


Fazit: Zum Auftakt war die Burg Osaka ideal. Gut zu erreichen, ein idyllischer Park außenrum und ein wunderschönes Bauwerk. Auch wenn der Hauptturm ja leider nicht so ganz original ist. Insbesondere die gewaltigen Steinmauern an den Burggräben haben mich fasziniert. Dazu die Hochhäuser im Hintergrund, das hat schon was. Japan machte wirklich einen sehr guten Ersteindruck, der sich während unseres weiteren Aufenthalts festigen sollte.


P.S.: Es ist übrigens total seltsam, wenn man nach Jahren mal wieder Detektiv Conan guckt und plötzlich feststellt, dass man das ein oder andere Gebäude vor wenigen Wochen in der Realität gesehen hat. So spielt beispielsweise der Tokyo Skytree (im Film Bell Tree Tower genannt) eine zentrale Rolle im Film "Der Scharfschütze aus einer anderen Dimension". Die in Deutschland auf vier Teile gesplittet Episode "Geheimnisse in Osaka" spielt ab dem Ende des zweiten Teils rund um die Burg Osaka. Unter anderem mit einer Reisegruppe, deren Teilnehmer täglich wechselnd die Rollen von Nobunara, Hideyoschi und Ieyasu (und einer weiteren Persönlichkeit) einnehmen. Außerdem gibt einer der Reisegruppe eine noch kürzere Zusammenfassung zur Geschichte der Burg, allerdings mit abweichenden Jahreszahlen. Möglicherweise der Übersetzung geschuldet?

 

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