Ostdeutschland - Ostlando-Tour

Sonnenlandpark Lichtenau (02.10.2021)


Route-B-C

Aus dem Leipziger Süden führte uns die teils noch im Bau befindliche (und damit das Navi kirre machende) A72 in den Norden von Chemnitz.


Genauer gesagt nach Lichtenau, denn als in Belantis die ersten Besucher begrüßt wurden, flatterten bei den Behörden rund 60 Kilometer südöstlich die ersten Bauanträge für einen weiteren Freizeitpark in die Briefkästen. Dahinter stand Karl Bernhard Schleith, ein Nachkomme der Baugesellschaft Schleith aus dem baden-württembergischen Waldshut-Tiengen an der Schweizer Grenze. Dieser war nach seinem Studium zunächst als Volontär zu einem anderen Baukonzern nach Hamburg gegangen, ehe er zur Rohstoffversorgung für den heimischen Familienbetrieb drei Steinbrüche in Chemnitz, Dresden und Meißen erschloss. Während sich das Unternehmen aufgrund des ruinösen Wettbewerbs inzwischen wieder aus dem Osten der Republik zurückgezogen hat, blieb Karl Bernhard mit seiner Frau und den beiden Kindern in der neuen Heimat, wo er schließlich im Jahr 2006 den Sonnenlandpark eröffnete. Erfahrung in diesem Bereich hatte die Familie bereits durch den Wild- und Freizeitpark Allensbach, den Schleiths Eltern 1972 auf der Bodensee-Halbinsel Bodanrück gegründet hatten. Dort sitzt aktuell seine Schwester Martina am Steuer, wobei Karl Bernhard ebenfalls als Geschäftsführer genannt wird. Ähnlich sieht es auch in Lichtenau aus, wo er zwar etwas aktiver involviert scheint, als Parkchefin tritt aber eher seine Frau(?) Manuela auf.



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Positiv anzumerken: Der größte Teil der Parkplätze ist mit einer schattenspendenden Solaranlage überdacht. 


Allerdings waren diese Plätze schon alle belegt, hier schien deutlich mehr los zu sein als im Belantis. Der Parkplatz direkt neben dem Eingang war voll, die Schilder leiteten uns direkt auf den zweiten Parkplatz auf der anderen Straßenseite, wo wir am hinteren Ende noch ein Plätzchen im Schatten der Bäume fanden. Leider werden die Parkgebühren von 2€ auf der Homepage nur im Untermenü Tipps vom Team (und dort irgendwo mittendrin unter dem Punkt Zusatzkosten) erwähnt. Das finde ich schon ein wenig unverschämt, die gehören für mich zwecks Planbarkeit zur Preisübersicht - aber das war bei dieser Tour generell ein Problem, im Grunde kannte ich lediglich von Belantis die Parkgebühren... 


Aber zurück zum Sonnenlandpark. In meiner Planung war vorgesehen, hier erst um 16 Uhr einzutreten, da der Eintritt dann nur noch 10€ statt 16€ betragen hätte. Aber nun waren wir nunmal eine Stunde zu früh dort und ich war mir nach genauerem Blick auf den Parkplan auch nicht mehr ganz sicher, ob das nach eigenen Angaben 30 Hektar große Parkgelände (und damit sogar knapp größer als Belantis!) in zwei Stunden zu schaffen wäre. Zumal wir noch ein weiteres Ziel auf dem Zettel hatten, dessen Abarbeitung an diesem Abend den Folgetag deutlich entzerren würde. Also bissen wir in den sauren Apfel und gönnten uns den vollen Preis zur Erkundung des 3-in-1-Ausflugsziels. Jawohl, ihr lest richtig. Die Kombination aus Tier- und Freizeitpark kennt man ja schon. 



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Hier in Lichtenau gibt es seit 2013 zusätzlich noch eine 1.000m² große Indoor-Spielhalle für regnerische Tage - zumindest außerhalb von Pandemiezeiten. 



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Das neue Kletterparadies im IN-Sola war 2020 nur 6 Wochen in Betrieb, ehe die Halle wegen Corona geschlossen werden musste. 


Zwischenzeitlich durfte natürlich auch Indoor wieder getobt werden, aber auch 2021 gab es wieder Einschränkungen beim Betrieb der Halle. Ab Ende September war sie zwar nochmals freigegeben, allerdings öffnete man sie aufgrund der Kapazitätsbegrenzungen nur unter der Woche. Am Wochenende durfte man nur rein, wenn es Regnen sollte - davon waren wir an diesem Samstag aber weit entfernt. Ansonsten waren für den Sonnenlandpark abermals keine Impfnachweise erforderlich und auch auf Onlinetickets verzichtete man. Ob wir unsere Kontaktdaten angeben mussten, weiß ich jetzt leider nicht mehr. 



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Hinter der Halle finden sich die ersten Attraktionen in Form einer Panoramaschaukel und des 2012 eröffneten Wellenfliegers. 



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Der Hasenhüpfer war ebenfalls 2020 hinzugekommen, das 2021 ergänzte Schildkröten-Gehege habe ich nicht fotografiert. 



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Dazwischen können sich die Kids an allerhand ungewohnten Musikinstrumenten ausprobieren.



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Etwas weiter stießen wir auf die Komet-Schaukel. 



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Gegenüber finden sich zwei kleine Teiche. Einer mit ferngesteuerten und einer mit richtigen Booten. 



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Das Zentrum des Parks bildet auch hier ein großer See mit Sandstrand. 



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Auf dem kann sogar mit kleinen Holzflößen herumgepaddelt werden. 



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In einem weiteren Wasserbecken landen die beiden Nautic Jets. 



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Und da konnten wir im Gegenlicht dann auch schon den Grund unseres Besuchs erspähen. 



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Ein paar Fahrten mussten wir warten, dann konnten wir den hiesigen Butterfly abhaken. 



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Mit toller Aussicht über das weitläufige, sehr grüne Parkgelände. Zum eigentlichen Highlight am Horizont kommen wir aber gleich erst. 



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Sehr beliebt war auch das Schlauchrutschparadies am nahegelegenen Hang. Hier musste ich einige Minuten warten, bis ich endlich einen Reifen bekam. 



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2019 wurde die Anlage komplett neu erbaut. Vorher gab es nur drei Bahnen, eine davon deutlich steiler. Und mit laut Videos etwas holpriger Landung. 



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Etwas weiter kommt man an einer zweiten Panoramaschaukel vorbei. 



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Wer sich als Baggerfahrer oder Kranführer versuchen möchte, muss jeweils 1€ extra einwerfen.



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Im Fuchsbau kann man sich wie Super Mario durch die Rohre zwängen. 



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Oder auf dem Kettcarparcours seine Runden drehen. 



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Und dann trafen wir endlich auf die Hauptattraktion des Sonnenlandparks. Den höchsten Rutschenturm Deutschlands. S 



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Geplant und gebaut quasi gleich um die Ecke bei atlantics in Döbeln (wo sich übrigens ein Karls Erlebnis-Dorf im Bau befindet). 


Die Gründer des Unternehmens waren nach der Wende arbeitslos geworden und wollten sich ihre Brötchen eigentlich mit dem Import von Spielzeug aus Fernost verdienen. Dazu fehlte allerdings Kapital, da die Asiaten ihre Massenware nur containerweise abgeben wollten. Also schwenkte man um und arbeitete mit Herstellern von Schaukeln, Wippen und Co. zusammen. 1996 verkaufte man schließlich die erste Evakuierungsrutsche an einen Kindergarten in Sachsen-Anhalt. Als kurz darauf alle öffentlichen Gebäude einen zweiten Fluchtweg aufweisen mussten, entwickelten sich die in Dänemark eingekauften Evakuierungsrutschen zum Hauptgeschäft von atlantics. Allerdings konnte man sich mit den neuen Besitzern des bisherigen Herstellers nicht mehr einigen, sodass man ab 2000 die Produktion einfach selbst in die Hand nahm. Inzwischen liefert man von Döbeln aus hunderte Rutschen jährlich in mehr als 50 Länder dieser Welt. Dazu zählt eben auch der hiesige Rutschenturm im Sonnenlandpark, der 2018 mit zunächst sechs Rutschen an den Start ging. Dabei blieb die oberste Etage des 30 Meter hohen Turms noch frei, die dortige Spiralrutsche wurde zusammen mit zwei weiteren auf den unteren Ebenen erst im Folgejahr installiert. 2020 komplettierten die beiden Steilkurven-Rutschen von der obersten Ebene den Turm, der somit nun über 11 verschiedene Rutschen mit Starthöhen zwischen 5 und 25 Metern verfügt. Vom Erfolg des Rutschenturms überzeugt, wurde 2020 übrigens auch im Schwesterpark am Bodensee ein solcher installiert - wenn auch mit "nur" 8 Rutschen und wenige Meter kleiner.



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Nachdem wir eine der begehrten Rutschmatten ergattert hatten, kletterten wir zur Freifallrutsche hinauf. Ist nochmal was anderes als die Kleine im Eifelpark. 



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Ich meine, wir hätten auch die große Wellenrutsche mitgenommen. Zum Finale ging es aber auf jeden Fall einmal ganz nach oben. 


Nichts für Leute mit Höhenangst. Und auch nichts für Unsportliche. Also eigentlich nix für mich. Das ist wirklich ganz schön hoch und man muss doch einige Stufen überwältigen. Ich war schon auf halber Höhe mit wackeligen Knien außer Puste. Oben angekommen wählten wir die linke Rutsche, also mit der Kurve rechtsherum. Da bekommt man tatsächlich auch ein ordentliches Tempo drauf. Der Übergang von der Kurve in den geraden Auslauf kommt allerdings etwas zu plötzlich, da hat es mich kurz auf die Seite gelegt, wobei ich mir ein paar kleine Schrammen am Unterarm zuzog. Trotzdem eine echt coole Anlage, die auch bei den anderen Besuchern extrem beliebt ist, die abgelegten Rutschmatten waren eigentlich immer in kürzester Zeit wieder neu vergeben. Ich hätte auch die anderen Rutschen gerne noch ausprobiert, wenn wir mehr Zeit - und Puste - gehabt hätten.



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Aber wir hatten ja noch etwas vor. Auf die große Runde durch den Tierpark hier am hinteren Ende des Areals verzichteten wir auch.



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Nach kurzem Blick auf Uhr und Parkplan bogen wir an der letzten Möglichkeit dennoch kurz ab. 



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Denn dort gibt es nicht nur freilaufendes Wild zu bewundern... 



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sondern auch noch ein 33 Meter hohes Riesenrad mit kurioser Gondelanordnung, welches dort seit 2010 etwas einsam in der Gegend rumsteht.



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Dennoch mussten wir hier ein paar Minuten warten, ehe wir in einer der 12 in 3er-Gruppen angeordneten Gondeln Platz nehmen konnten. 



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Das Rad steht wirklich weit ab vom Rest des Parks - zum Rutschenturm sind es über 500 Meter, dazwischen liegt fast nur Tierpark. 



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In Richtung Parkeingang wäre die Pit-Pat-Anlage in rund 270 Metern die nächste Attraktion. Aber das hat auch einen guten Grund. 



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So ist das Rad nämlich zusammen mit dem offenbar erst kürzlich errichteten Werbeturm hervorragend von der hinter den Bäumen vorbeiführenden A4 aus zu sehen.



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Davon konnten wir uns am Folgetag sogar nochmal selbst überzeugen. S 



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Und mit der ungewohnten Optik zieht es natürlich noch mehr Aufmerksamkeit auf sich. So lockt man Besucher, liebes Belantis.



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Eine der 12 Gondeln kann übrigens auch mit Rollstuhl genutzt werden. Zudem gibt es einen Spielplatz mit Rollstuhlkarussell und -wippe.



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Das Riesenrad steht tatsächlich mitten im Wildfreigehege, die Tiere können also direkt bis an dieses rankommen. S 



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Ja wirklich, da brauchst du gar nicht so zu gucken. S 



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Die Parkbahn Anton - ebenfalls Rollstuhlgeeignet - verbindet das Rad mit dem Eingangsbereich. Da sie aber grade erst kam, gingen wir wieder zu Fuß. 



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Ist ja gar nicht soooo weit. 



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Vorbei an der bereits erwähnten Pit-Pat-Anlage. 



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Und einem der vielen Spielplätze.



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An der Vorderseite der IN-Sola-Halle finden sich noch aufpreispflichtige Bumper Boats. 



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Und hinter dem Mini-Riesenrad gleich neben dem Ausgang konnten wir noch einen Blick auf die nächste Erweiterung des Parks werfen.



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Im April 2022 soll das parkeigene Hotel mit 54 Zimmern eröffnet werden. Für uns ging es nach knapp eindreiviertel Stunden wieder zurück zum Auto und weiter zum dritten Tagesziel.



Fazit: Der Sonnenlandpark Lichtenau hat mich wirklich positiv überrascht. Vor der Tourplanung hatte ich ehrlicherweise noch nichts von diesem Park gehört und ich hatte einen eher kleinen Park für Kinder erwartet. Aber hier kommt die ganze Familie voll auf ihre Kosten. Fahrgeschäfte im klassischen Sinne gibt es zwar nicht so viele, aber das spritzige Schlauchrutschparadies und der riesige Rutschenturm können auch große Kinder begeistern. Das völlig außerhalb im Wildpark gelegene Riesenrad sorgt zwar zunächst für ein unverständliches Kopfschütteln, stellt sich bei genauerer Betrachtung aber als gelungene Werbestrategie heraus. Und nach dem Besuch am Morgen kann ein Vergleich mit Belantis nicht ausbleiben: Beide Parks haben in etwa dieselbe Fläche und wurden nur wenige Jahre nacheinander eröffnet. In Leipzig hat man im Jahr zwar rund das Dreifache an Besuchern, zumindest an diesem Tag schien der Sonnenlandpark aber definitiv besser besucht. Auch das Gelände in Lichtenau wirkt nicht so leer, da sich inmitten des natürlichen Grüns überall kleine Spielplätze, Grillhütten, Picknickwiesen und andere Attraktionen finden. Da erscheint der Eintrittspreis dann doch als eher günstig. Also ich könnte mir einen Wiederholungsbesuch hier eher vorstellen als in Belantis, zumal mir der Rutschenturm - trotz des anstrengenden Aufstiegs - tatsächlich mehr Spaß machte als alles in Leipzig gefahrene.



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